Duftstoffallergie: Wie häufig ist diese Kontaktallergie wirklich?
Duftstoffe gelten nach Nickel als zweithäufigste Auslöser einer Kontaktallergie. Viele Menschen reagieren bei einem Epikutantest auf den sogenannten Duftstoffmix I, der acht kennzeichnungspflichtige Duftstoffe enthält. Werden die Einzelkomponenten getrennt voneinander getestet, treten jedoch deutlich seltener allergische Reaktionen auf. Forschende gingen daher nun der Frage nach, wie häufig die Duftstoffallergie wirklich ist.
Dazu werteten sie Daten aus dem Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) aus. Daran sind 56 Zentren aus Deutschland, der Schweiz und Österreich beteiligt: Sie melden die Ergebnisse von Epikutantestungen halbjährlich pseudonymisiert an die Zentrale des IVDK.
Auf dieser Grundlage konnten die Forschenden Ergebnisse von 31.928 Personen auswerten, die zwischen 2016 und 2018 einen Epikutantest erhalten hatten. Davon reagierten 1.529 (etwa 5 Prozent)auf den Duftstoffmix I der Standardreihe für den Epikutantest. Nur bei einem kleinen Teil der positiv getesteten Personen wurden anschließend die acht Einzelbestandteile getrennt voneinander getestet. Von diesen 345 Patientinnen und Patienten reagierte fast jede(r) zweite (48,4 Prozent) auf keinen der acht Duftstoffe. 29,9 Prozent reagierten auf einen Duftstoff, 17,1 Prozent auf zwei Duftstoffe und 4,6 Prozent auf mehr als zwei Duftstoffe. Der häufigste Auslöser einer Kontaktallergie aus dem Duftstoffmix I war Isoeugenol, gefolgt von Eichenmoos absolue.
Der Dufstoffmix II der Standardreihe für Epikutantests enthält weitere sechs kennzeichnungspflichtige Duftstoffe. Auf diesen Duftstoffmix reagierten im Auswertungszeitraum 1.133 (etwa 3 Prozent) der getesteten Patientinnen und Patienten allergisch. 265 davon wurden anschließend auf die Einzelbestandteile des Mixes getestet: 38,1 Prozent reagierten auf keinen der sechs Duftstoffe, 49,4 Prozent auf einen, 8,3 Prozent auf zwei und 4,2 Prozent auf mehr als zwei der sechs Duftstoffe. Das häufigste Allergen war eine Substanz namens Hydroxyisohexyl-3-cyclohexen-carboxaldehyd (kurz HICC), gefolgt von Citral und Farnesol.
Verschiedene Erkläransätze für unterschiedliche Testergebnissen
Die Forschenden sehen drei mögliche Erkläransätze dafür, dass Patientinnen und Patienten zwar auf die Duftstoffmixe, nicht jedoch auf die einzelnen getesteten Duftstoffe reagierten:
Die hohen Gesamtkonzentrationen an Duftstoffen und gegebenenfalls zusätzlichen Chemikalien in den Duftstoffmixen könnten die Haut reizen und zu falsch positiven Ergebnissen führen.
Einzelne Probandinnen und Probanden könnten nur gering sensibilisiert sein, sodass der alleinige Kontakt mit einem Duftstoff keine Reaktion hervorruft, in Verbindung mit weiteren Substanzen im Duftstoffmix aber die Reaktionsschwelle sinkt.
Bei der Testung auf die einzelnen Duftstoffe könnten falsch negative Ergebnisse auftreten, da die Testkonzentration gegebenenfalls zu niedrig ist.
Dementsprechend kann eine positive Reaktion im Epikutantest auf einen Duftstoffmix eine Duftstoffallergie nicht beweisen.
Duftstoffallergie immer seltener
Insgesamt reagierten in den letzten Jahren immer weniger Personen auf die beiden Duftstoffmixe. Von den 26 Duftstoffen, die ab bestimmten Konzentrationen in Kosmetika gekennzeichnet werden müssen, verursachten nur elf bei mehr als einem Prozent der getesteten Personen eine allergische Testreaktion.
Die Forschenden führten dies auf Veränderungen der EU-Verordnung zurück, welche den Einsatz dieser Stoffe in kosmetischen Mitteln in der EU beschränkt. In ihrem Fazit weisen sie darauf hin, dass bei positiven Testergebnissen auf einen Duftstoffmix unbedingt die Einzelsubstanzen getestet werden sollten, um das Ergebnis zu sichern und gegebenenfalls den oder die tatsächlich zu meidenden Duftstoff(e) zu entlarven.
Quelle:
Geier, J., Brans, R.: Wie häufig ist die Duftstoffallergie wirklich? In: Hautarzt, 2020, 71: 197-204