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Hilft Kindern eine Neurodermitis-Behandlung in den Bergen?

Eine sechswöchige Therapie in den Bergen verbessert die Beschwerden von jungen Neurodermitikern enorm. Zu diesem Ergebnis kommt eine kleine Studie in der Fachzeitschrift „Clinical Experimental Allergy“. Die Erfolge klingen allerdings nach Ende der Behandlung etwas ab und sind nach einem halben Jahr vergleichbar mit einer Therapie im Flachland.

Bisher gab es wenige verlässliche Daten dazu, wie gut eine Therapie in den Bergen tatsächlich hilft, und wie sie im Vergleich zu anderen Ansätzen abschneidet. Niederländische Forschende um Karin Fieten vom Universitätsspital Utrecht verglichen nun zwei sechswöchige Behandlungskonzepte. Ausgewählt wurden Kinder mit einer schwer zu behandelnden Neurodermitis. 84 Kinder im Alter von acht bis 18 Jahren wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe wurde im Merem Dutch Asthma Center Davos in der Schweiz auf 1560 Metern Höhe therapiert, die andere ambulant im Wilhelmina Children's Hospital in Utrecht, Niederlande. Beide Einrichtungen folgen einem multidisziplinärem Ansatz mit einem Expertenteam aus Allergologie, Kinderheilkunde, Dermatologie, Psychologie und Krankenpflege.  Die Studienleiter ermittelten die passenden Medikamente und zeigten Wege, mit der Neurodermitis im Alltag besser umzugehen. Die Kinder, die sich in den Bergen aufhielten, erhielten etwa doppelt so viele Gespräche mit den Experten wie die in Utrecht, die nur halbtags behandelt wurden.

Um den Erfolg zu vergleichen, gaben die Eltern der Kinder in einem Fragebogen an, wie ausgeprägt die Neurodermitis-Beschwerden waren. Dafür schätzten sie ein, welcher Anteil der Körperoberfläche von Ekzemen bedeckt war, und wie stark diese waren. Die Kinder selbst beantworteten Fragen dazu, wie sehr die Neurodermitis ihre Lebensqualität einschränkte, etwa den Kontakt zu anderen, ihre Hobbies und ihren Schlaf. Zudem wurden sie gefragt, wie sehr sie zu Katastrophendenken neigten, also sich zum Beispiel ausmalten, wie schlimm das Jucken und Kratzen gleich noch werden könnte.

Großer Therapieerfolg

Direkt nach der Therapie waren die Kinder, die aus den Bergen zurückkamen, deutlich gesünder als die anderen. In Zahlen: Laut Angaben der Eltern lag die Stärke der Beschwerden vor der Behandlung auf einer Skala von 0-96 bei zirka 28. Nach der Therapie in Davos war sie auf den Wert 3 abgesunken, ein halbes Jahr später wieder auf 11,9 angestiegen. Die Kinder der Utrechter Kontrollgruppe lagen vor der Behandlung ebenfalls bei 28, nach der Behandlung bei 14,5, ein halbes Jahr später quasi unverändert bei zirka 15.

Aus den Antworten der Kinder zum negativen Einfluss der Neurodermitis auf ihre Lebensqualität ergaben sich Werte auf einer Skala von 0 bis 30. Bei den Davos-Kindern lag er vor der Behandlung bei 8,7 und direkt danach bei 2,9. Ein halbes Jahr später war er auf 4,4 angestiegen. Die Utrechter Kinder kamen von 7,9 auf 4,8. Die Tendenz zu Katastrophengedanken halbierte sich in etwa bei allen Kindern. Der Zustand der Teilnehmenden glich sich also nach sechs Monaten etwas an.

Auf Dauer so gut wie im Flachland

Die Studie zeigt, wie erfolgreich multidisziplinäre Ansätze sind. Sie zeigt, dass der Kurzzeiteffekt einer solchen Behandlung in den Bergen zwar deutlich besser ist als der eines ambulanten Angebots im Flachland, der Langzeiteffekt allerdings nicht. In einer Folgestudie will Karin Fieten prüfen, ob die Langzeitwirkung gesteigert werden kann, wenn die Kinder nach der Behandlung in mehrwöchigen Abständen wieder in die Klinik kommen.

Quellen:
Fieten, K. B., et al.: Effectiveness of alpine climate treatment for children with difficult to treat atopic dermatitis: Results of a pragmatic randomized controlled trial (DAVOS trial). In: Clinical Experimental Allergy 2018; 48: 186–195

Fieten, K. B., et al: Alpine climate treatment of atopic dermatitis: a systematic review. In: Allergy 2015; 70: 12–25