Salz in der Haut
Natriumchlorid (Kochsalz) spielt möglicherweise bei allergischen Reaktionen eine Rolle; das konnten Münchener Forschende beobachten. Zudem fanden sie bei Patienten mit Neurodermitis eine erhöhte Natrium-Konzentration in der erkrankten Haut.
Kochsalz (Natriumchlorid) beeinflusst möglicherweise allergische Reaktionen. Forschende beobachteten, wie es auf bestimmte Immunzellen wirkt, nämlich T-Zellen. T-Zellen sind eine Gruppe von Lymphozyten („weiße Blutkörperchen“), die unterschiedliche Aufgaben im Immunsystem erfüllen. Um diese Frage zu klären, machten sie Versuche mit Zellkulturen.
Sie konnten zwei Effekte sehen: Zum einen veränderte sich die Kommunikation zwischen den T-Zellen unter Salzeinfluss. Sie schütteten bestimmte Botenstoffe vermehrt aus. Darunter war auch der Entzündungs-fördernde Botenstoff IL-13.
Zum anderen verwandelten sich einige T-Zellen durch den Salzeinfluss zu sogenannten Th2-Zellen, die bei Allergien eine wichtige Rolle spielen. Diese Veränderungen waren rückläufig, sobald die T-Zellen wieder weniger hohen Salzmengen ausgesetzt waren.
Bis zu 30-fach erhöhte Natriumwerte in erkrankter Haut
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen untersuchten ebenfalls, ob Salz bei Neurodermitis eine Rolle spielen könnte. Dazu analysierten sie die Haut von Neurodermitis-Patienten und gesunden Personen.
Tatsächlich fanden sie in den erkrankten Hautstellen besonders viel Natrium. Der Natriumgehalt war dort bis zu 30-mal so hoch wie in gesunder Haut. Diese Ergebnisse passen laut den Forschern gut zu einer weiteren Eigenschaft von Neurodermitis. So finden sich auf der Haut von Menschen mit Neurodermitis vermehrt Bakterien namens Staphylococcus aureus. Dieses Bakterium kommt unter salzigen Bedingungen gut zurecht, anders als andere Bakterien der Hautflora.
Bisher ist unklar, wie die hohen Salzmengen in die Haut gelangen. Um den Mechanismus zu klären, ist weitere Forschung nötig.
Quellen:
Matthias, J. et al: Sodium chloride is an ionic checkpoint for human TH2 cells and shapes the atopic skin microenvironment. In Science Translational Medicine, online, 20. Februar 2019.
Salz als Akteur bei allergischen Immunreaktionen. Pressemitteilung der TU München vom 20.02.2019