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Schlägt die Behandlung an?

Eine spezifische Immuntherapie kann Allergie-Beschwerden dauerhaft und ursächlich lindern. Die meisten Betroffenen profitieren davon, aber bei manchen schlägt sie nicht an. Ein Forschungsteam aus München fand jetzt Hinweise darauf, wie sich die Erfolgsaussichten schon früh bestimmen lassen.

Bei einer subkutanen spezifischen Immuntherapie (SCIT), früher Hyposensibilisierung genannt, bekommen Allergiker Injektionen mit den Substanzen, auf die der Körper allergisch reagiert. Meistens handelt es sich dabei um Pollen- oder Milbenextrakte.

In der ersten Phase der Therapie wird die Dosis nach und nach gesteigert. Ist eine bestimmte Dosis erreicht (Erhaltungsdosis), bleibt sie über einen längeren Zeitraum gleich. Insgesamt dauert diese Therapie üblicherweise etwa drei Jahre. Ist sie erfolgreich, sind die allergischen Reaktionen danach dauerhaft schwächer.

Das Konzept der SCIT: Die Körperabwehr soll durch den verstärkten Kontakt mit den Allergenen lernen, diese zu tolerieren. Wie das genau funktioniert, war allerdings unklar. Ein Forschungsteam der TU München und des Helmholtz Zentrums München hat nun während einer SCIT bei 32 Patienten über drei Jahre das komplexe Wechselspiel verschiedener Zelltypen und Substanzen des menschlichen Immunsystems beobachtet.

      

Auch bisher kaum beachtete Zellen sind wichtig

Bislang hat sich die Allergie-Forschung besonders auf die Rolle bestimmter Immunzellen fokussiert, auf die sogenannten T-Zellen. Pro-allergische T-Zellen (Th2- und Th17-Zellen), so das stark vereinfachte Modell, verstärken allergische Reaktionen im Körper, wenn sie auf bestimmte Substanzen treffen. Regulatorische T-Zellen (T-Regs) dagegen hemmen diese Reaktion gegen ein Allergen. 

Die neuen Daten zeigen, dass die Vorgänge bei einer Immuntherapie komplexer sind als angenommen. Auch Zelltypen, die in diesem Zusammenhang kaum beachtet wurden, spielen eine Rolle bei der SCIT, beispielsweise regulatorische B-Zellen.

In der zweiten Phase der Behandlung entscheidet sich das Abwehrsystem des Körpers quasi, ob ein Allergen weiter massiv bekämpft wird, was zu Beschwerden von Heuschnupfen oder Asthma führt, oder ob der Körper lernt, dass Allergen zu tolerieren.

Bei den Patientinnen und Patienten, die die Therapie regulär beendeten, gab es Übereinstimmungen, die schon früh Voraussagen über den Therapie-Erfolg ermöglichten. Wenn direkt nach der ersten Behandlungsphase besonders viele regulatorische B-Zellen und wenige Th-17-Zellen messbar waren, bestanden nach drei Jahren deutlich weniger Allergiesymptome.

Auf Grundlage ihrer Untersuchungsergebnisse arbeiten die Forschenden an der Entwicklung eines Tests. Damit könnte man in Zukunft Betroffenen möglicherweise eine langwierige Behandlung ersparen, falls abzusehen ist, dass sie nicht darauf ansprechen werden. Andere Patienten könnte es motivieren, durchzuhalten, wenn sie wissen, dass sie wahrscheinlich von der SIT profitieren. 

 

Quellen: 

Zissler, U.M. et al.: Early IL-10 producing B-cells and coinciding Th/Tr17 shifts during three year grass-pollen AIT. In: EBioMedicine (2018) DOI:10.1016/j.ebiom.2018.09.016

Pressemitteilung der TU München vom 18.10.2018