Schwangerschaftskomplikationen durch Neurodermitis?
Führt eine Neurodermitis zu mehr Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt? Ein Wissenschaftsteam analysierte darauf die Daten von mehr als 10.000 Frauen mit Neurodermitis in Dänemark, die zwischen 1997 und 2014 ein Kind geboren hatten, und verglich sie mit über 100.000 Schwangeren ohne Neurodermitis.
Im Vergleich zu Schwangeren ohne Neurodermitis (atopische Dermatitis) traten manche Komplikationen häufiger auf. Dazu gehörte ein vorzeitiger Blasensprung. Die Forschenden vermuten, dass die gestörte Hautbarriere dafür verantwortlich sein könnte. Ein Blasensprung vor Beginn der Wehentätigkeit ist allerdings insgesamt relativ weit verbreitet und kommt bei bis zu zehn Prozent aller normalen Geburten vor.
Eine ebenfalls häufigere, insgesamt aber seltene Komplikation waren Blutvergiftungen (Sepsis) des Neugeborenen durch Staphylokokken. Das Bakterium Staphylococcus aureus besiedelt vermehrt die Haut von Menschen mit Neurodermitis. Die Wissenschaftler nehmen an, dass es bei der Geburt auf das Kind übergeht. Möglicherweise ist es daher sinnvoll, die Zahl der Staphylokokken auf der Haut von Schwangeren zu senken. Eine generelle Behandlungsempfehlung ist aufgrund der aktuellen Untersuchung aber nicht möglich – hierzu ist weitere Forschung notwendig.
Nicht nur negative Einflüsse
Eine Neurodermitis der Mutter hatte aber nicht nur negative Auswirkungen. So entwickelten die betroffenen Frauen seltener einen Schwangerschaftsdiabetes. Bei anderen Komplikationen wie Fehl- oder Frühgeburten, Präeklampsien sowie Neugeborenen-Blutvergiftungen mit anderen Keimen als Staphylokokken unterschied sich das Risiko nicht.
Schwangere mit Neurodermitis behandelten ihre Symptome vorwiegend mit Cortison-Creme und einer UV-Therapie. Insgesamt nutzten sie diese Behandlungsmöglichkeiten aber weniger als vorher. Ob dies daran lag, dass sich die Beschwerden besserten, oder ob grundsätzliche Vorbehalte gegenüber dem Medikamentengebrauch in der Schwangerschaft dafür verantwortlich sind, bleibt jedoch unklar. Frauen, die sich aufgrund ihres Hautzustandes im Krankenhaus behandeln lassen mussten, reduzierten die Therapie nicht.
Quelle:
Hamann, CR., Egeberg, A., Wollenberg, A. et al.: Pregnancy complications, treatment characteristics and birth outcomes in women with atopic dermatitis in Denmark. JEADV 2019, 33: 577-687