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Nahrungsergänzungsmittel ohne wissenschaftliche Basis

In einer Übersichtsarbeit haben US-Medizinerinnen die Wirksamkeit und Sicherheit von Nahrungs-Ergänzungsmitteln zur Neurodermitis-Linderung analysiert. Ihr ernüchterndes Ergebnis: Bisher fehlen für alle untersuchten Produktgruppen wissenschaftlich stichhaltige Belege. Bei manchen könnte sich das in Zukunft allerdings ändern.

Einige Menschen mit Neurodermitis kaufen bestimmte Nahrungsergänzungsmittel in der Hoffnung, dass diese die Hauterkrankung lindern. Doch sind die Präparate wirksam? Medizinerinnen des Klinikums Mount Sinai West in New York analysierten dazu die Studienlage. 

Probiotika sollen über das Mikrobiom Einfluss auf die Neurodermitis nehmen. In ersten Studien zeigen manche Präparate zwar Erfolge, jedoch ist die Datenlage widersprüchlich. Noch ist unklar, welche Bakterienkombinationen in welcher Dosis über welchen Zeitraum tatsächlich eine gute Wirkung zeigen. Auch zur Sicherheit der Präparate ist die Datenlage noch nicht ausreichend, so das Urteil der Autorinnen. Daher raten sie von einer Einnahme ab. 

 

Vitamin D: Nur bei tatsächlichem Mangel

Auch Nahrungsergänzungsmittel aus der chinesischen Heilkunde werden von Neurodermitikern genommen. Für diese fehlen ebenfalls hinreichende wissenschaftliche Belege. Einige kleinere Studien zeigen zwar positive Ergebnisse. Deren Aussagekraft ist allerdings aufgrund ihres Versuchsaufbaus begrenzt. Auf der anderen Seite sind chinesische Heilkräuter  teils mit Schwermetallen belastet, in einigen Fällen wurden Leberschäden beobachtet. Die Medizinerinnen raten davon ab, sie auf eigene Faust einzusetzen.

Etwas differenzierter sehen die Autorinnen Vitamin D-Präparate: Einige Kinder mit Neurodermitis haben einen Vitamin D-Mangel. Diesen Mangel auszugleichen ist,  in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin, sinnvoll. Darüber hinaus gebe es allerdings keine hinreichenden Daten für eine Linderung der Neurodermitis durch zusätzliche Gaben von Vitamin D. 

Für Nahrungsergänzungsmittel wie Fischöl, Vitamin E, Vitamin B6, Zink, Selen, Docosahexaensäure sowie Sanddorn- oder Hanföl fand eine Analyse der Cochrane Gesellschaft, die in der Übersichtsstudie berücksichtigt wird, keine ausreichenden Belege für die Wirksamkeit. Studien zeigten hier keine signifikanten Vorteile für Neurodermitiker gegenüber Placebo. Bei Nachtkerzenöl und Borretschöl fand die Meta-Analyse bei Neurodermitis mehr Belege gegen als für die Wirksamkeit. 

Das Fazit der Medizinerinnen: Manche Nahrungsergänzungsmittel könnten sich in Zukunft als nützlich erweisen. Bisher kann aber keines wissenschaftlich fundiert für Neurodermitiker empfohlen werden.

 

Quelle: 

Fenner, J. & erSilvberg, N: Oral supplements in atopic dermatitis. In Clinics in Dermatology (2018) 36, 653–658