Allergene aus der Luft

Allergene aus der Luft. Bild: Pusteblume deren Samen gerade im Wind verteilt werden.
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Allergene aus der Luft werden als Aero- oder Inhalationsallergene bezeichnet. Sie können bei Atopikern allergische Atemwegsbeschwerden, wie (Heu-)Schnupfen oder Asthma auslösen, und durch Kontakt mit der Haut auch ein atopisches Ekzem.

Wichtige Quellen für Inhalationsallergene kommen im häuslichen Bereich vor und stammen von Hausstaubmilben, Haustieren und Schimmelpilzen. Während diese Innenraumallergene das ganze Jahr über (perennial) mehr oder weniger vorhanden sind, ist der Pollenflug auf die Blütezeit der jeweiligen Pflanzen (saisonal) beschränkt.

KURZ ERKLÄRT:

Eine Birke produziert etwa eine Milliarde Pollen; eine Roggenähre setzt um die vier Millionen Pollen frei. In einem Kubikmeter Luft können sich bis zu 1000 Pollen befinden. 20 Pollen pro Kubikmeter Luft reichen bereits aus, um bei Allergikern Heuschnupfensymptome hervorzurufen.

Pollen

Pollen (Blütenstaub) sind die Träger des männlichen Erbgutes von Samenpflanzen. Je nach Pflanzenart besitzen sie unterschiedliche Größe und Form. Während große, schwere Pollenkörner überwiegend von Insekten transportiert werden, verbreiten sich kleinere und leichtere Pollen durch den Wind. Dabei können sie in große Höhen aufsteigen und über mehrere Hundert Kilometer transportiert werden.

Obwohl sich in der Luft große Mengen verschiedener Pollenarten befinden, spielen fast ausschließlich die Pollen windbestäubter Pflanzen als Allergieauslöser eine Rolle. Diese sind bis zu 60 Mikrometer (1 Mikrometer [µm] = 1 Hunderttausendstel Meter) groß. Am höchsten ist die Pollenbelastung bei warmer, trockener und windiger Wetterlage.

Allergene aus der Luft: Pollen Bild: Ast einers Busches dessen Pollen im Wind fliegen.
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Der Zeitraum der Blüte ist abhängig von der geografischen Lage und der Witterung. In Mitteleuropa beginnt die Pollenzeit im Allgemeinen Ende Januar/Anfang Februar mit den Frühblüher-Bäumen wie Hasel und Erle. Ab Ende März folgt die Birke. Unter den Baumpollenarten gibt es häufig Gemeinsamkeiten bezüglich der allergieauslösenden Bestandteile, sodass Pollenallergikerinnen/-allergiker oft auf mehrere Baumpollenarten gleichzeitig und nur selten auf eine einzelne Art reagieren.

Die Hauptblütezeit der Gräser und Getreidepflanzen erstreckt sich von Mai bis Juli. Wichtigster Vertreter der Getreidearten ist der Roggen. Wie bei den Bäumen besteht auch unter Gräsern – die in der Allergologie gewöhnlich als eine Einheit zusammengefasst werden – und Getreide eine so enge Verwandtschaft, dass praktisch immer eine Empfindlichkeit gegen mehrere Gräser- und Getreidearten vorliegt.

Wichtige Vertreter der Kräuter, die bei Allergien von Bedeutung sind, sind Beifuß, Nessel und Wegerich. Sie blühen vorwiegend von Ende Mai bis Anfang September. Ab Ende Juli bis in den Spätherbst kann es zusätzlich zu einer Pollenbelastung durch Ambrosiapflanzen kommen. 

In anderen Regionen außerhalb Mitteleuropas sind die in der Luft befindlichen Pollenarten und Pollenflugzeiten in Abhängigkeit von der geografischen Lage, dem Klima und der Vegetation unterschiedlich.

Ambrosia

Das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) stammt ursprünglich aus Nordamerika (dort Ragweed genannt) und fühlt sich im Zuge der Klimaerwärmung auch zunehmend in nördlicheren Breiten Europas heimisch. Die Pflanze bevorzugt Standorte, die nur lückenhaft bewachsen sind und findet sich an Straßen- und Ackerrändern, an Böschungen, in Neubaugebieten oder auf Schutthalden. Aber auch in privaten Gärten kommt die Beifuß-Ambrosie häufig vor – vor allem, wenn im Winter Vögel mit Streufutter oder Sonnenblumenkernen gefüttert wurden, denn Vogelfutter ist sehr häufig mit Ambrosia-Samen verunreinigt.

In Abgrenzung zum Gewöhnlichen Beifuß (Artemisia vulgaris) sind folgende Merkmale bei der Bestimmung des Beifußblättrigen Traubenkrauts hilfreich: grüne bis rötliche und behaarte Stängel (nicht braune und glatte), feine (nicht gröbere) fiederteilige Blätter mit grüner (nicht silbriger) Unterseite sowie ein grünlicher (nicht grau-grüner) Blütenstand.

Da die Ambrosiapflanze erst im Spätsommer bis in den Oktober hinein blüht, verlängert sich die Pollenflugzeit und somit die Leidenszeit der Pollenallergiker um rund zwei Monate in den Herbst hinein.

>Informationen zum Heuschnupfen

Hausstaub

Allergene aus der Luft: Hausstaubmilben Bild: Grafik einer Hausstaubmilbe in starker Vergrößerung.
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Hausstaub ist ein Gemisch aus vielen unterschiedlichen Bestandteilen. Dazu zählen Textilfasern, Nahrungsreste, Pilzsporen, Bakterien sowie Haare, Federn, Speichelbestandteile und Hautschuppen von Menschen und/oder Haustieren.

Bedeutsam bei Allergien sind Kot und andere Teile verschiedener Arten von Hausstaub- (z. B. Dermatophagoides pteronyssinus bzw. farinae) und Vorratsmilben. Dabei handelt es sich um mikroskopisch kleine spinnenartige Tiere, die sich von Hautschuppen und anderen organischen Bestandteilen im Staub ernähren. Sie bevorzugen feucht-warmes Milieu und halten sich daher besonders gerne im Bettzeug auf, aber auch in Teppichen, Polstermöbeln, Gardinen etc. Der intensivste Kontakt mit Hausstaubmilben findet im Schlafzimmer statt.

Die höchste Belastung mit Hausstaubmilbenallergenen in gemäßigten Klimazonen besteht von März bis Mai und September bis November sowie während der Heizperiode in der kalten Jahreszeit, weil die Kotbestandteile der Milben durch das Heizen verstärkt aufgewirbelt werden. Da die Lebensbedingungen für Milben in Höhen oberhalb von 1.200 Metern ungünstig sind, kann ein Aufenthalt im Hochgebirge für Menschen mit Hausstaubmilbenallergie die Symptome lindern. 

> Informationen zur Hausstaubmilbenallergie

Schimmelpilze

Schimmelpilze kommen praktisch überall in unserer Umwelt vor und sind äußerst anpassungsfähig. Es gibt etwa 250.000 Arten, nur ein Teil davon ist genauer erforscht.

Einige Arten sind für den Menschen von großem Nutzen, etwa bei der Herstellung von Arznei- oder Lebensmitteln. Bei den Sporen handelt es sich um die Vermehrungsformen von Pilzen, die in großen Mengen in der Luft vorhanden sind. Hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt das Wachstum und die Verbreitung der Pilze.

Schimmelpilzarten, die in der Allergologie eine wichtige Rolle spielen, sind beispielsweise Pilze der Gattung Alternaria (z. B. A. alternata), Aspergillus (z. B. A. fumigatus), Cladosporium (z. B. C. herbarum) und Penicillium (z. B. P. notatum). Aus allergologischer Sicht unterscheidet man zwischen Pilzarten, die vorwiegend außerhalb und solchen, die innerhalb von geschlossenen Räumen verbreitet sind. Letztere verursachen hauptsächlich ganzjährige allergische Beschwerden mit Höhepunkten im Frühjahr und zu Beginn der Heizperiode im Herbst.

In Wohnräumen finden sie sich oft an feuchten Wänden, Fenster(-rahmen) und Fugen, aber auch in der Erde und auf Blättern von Zimmerpflanzen sowie auf gelagerten Lebensmitteln oder (Bio-)Abfällen. Auch Luftbefeuchtungsgeräte, die nicht regelmäßig gewartet werden, können eine Quelle für Schimmelpilze darstellen.

Schimmelpilze, die außerhalb geschlossener Räume leben, spielen in der Allergologie nur eine untergeordnete Rolle. Sie verursachen – je nach Art der Schimmelpilze und Verbreitungszeit – eher saisonale Beschwerden. Am größten ist die Allergenbelastung im Spätsommer.

Allergene von (Haus-)Tieren

Allergene aus der Luft: Haustiere Bild: Frau streichelt Katze, die auf ihrem Schoß steht.
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Weitere wichtige Allergenquellen sind (Haus-)Tiere mit Fell oder Federn. Die auslösenden Allergene befinden sich in Hautschuppen, Haaren oder Federn sowie im Speichel, Kot und Urin der Tiere. Am häufigsten sind Allergien auf Katzen, Hunde, Meerschweinchen, Pferde und Vögel. Vor allem von Katzen geht ein sehr hohes Allergierisiko aus.

Auch bei Allergenen von Haustieren, die sich in Innenräumen aufhalten, ist die Belastung in der kälteren Jahreszeit am höchsten.

> Informationen zur Tierhaarallergie

Berufsbedingte Allergene

Zu den häufigsten berufs- und situationsbedingten Allergenen, die über die Luft aufgenommen werden, zählen Mehlstaub, Mehlzusatzmittel (z.B. alpha-Amylase, Emulsionsmittel), Hautschuppen von Labortieren, exotische Hölzer (z.B. Mahagoni), sowie verschiedene chemische Stoffe (z.B. Amine oder Säureanhydride, Kleber, Isocyanate, Platinsalze). Auch Latex kann Symptome an den Atemwegen auslösen.

> Informationen zu Allergien am Arbeitsplatz

Unser wissenschaftlicher Experte für diesen Text

Prof. Dr. Johannes Ring

Ehemaliger Ordinarius für Dermatologie und Allergologie der Technischen Universität München (emer.)

E-Mail: johannes.ringnoSp@m@tum.de

Quellen:

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

Letzte Aktualisierung:

06. Juni 2019