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Bauernhofeffekt
stefano - stock.adobe.com

Die Hygienehypothese

Die so genannte Hygienehypothese, auch Bauernhof- oder seltener Urwaldhypothese genannt, beruht auf der Beobachtung, dass Allergien bzw. atopische Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten in den Industrieländern und hier vor allem unter Stadtbewohnern stark zugenommen haben.

Wissenschaftliche Beratung:

Dr. Stefan Dehmel, Helmholtz Munich

E-Mail: stefan.dehmel@helmholtz-munich.de

Prof. Dr. Heidrun Behrendt, Dir. Emer. Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM)

E-Mail: heidrunbehrendt@web.de

Die so genannte Hygienehypothese, auch Bauernhof- oder seltener Urwaldhypothese genannt, beruht auf der Beobachtung, dass Allergien bzw. atopische Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten in den Industrieländern und hier vor allem unter Stadtbewohnern stark zugenommen haben.

Wissenschaftliche Beratung:

Dr. Stefan Dehmel, Helmholtz Munich

E-Mail: stefan.dehmel@helmholtz-munich.de

Prof. Dr. Heidrun Behrendt, Dir. Emer. Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM)

E-Mail: heidrunbehrendt@web.de

Bauernhof-Kinder haben seltener Allergien

In Studien hat sich bestätigt, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, deutlich seltener an AsthmaHeuschnupfen oder anderen Allergien erkranken als Kinder, die nicht auf einem Bauernhof leben – selbst wenn sie im selben Ort wohnen. Dabei fand man heraus, dass der Aufenthalt in Kuhställen und das Trinken roher Kuhmilch eine maßgebliche Rolle spielen. Weitere Untersuchungen zeigten, dass Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze oder Würmer eine Schutzwirkung gegenüber Allergien zu haben scheinen.

Geschwister können Allergien vorbeugen

Zur Hygienehypothese passt auch die Beobachtung, dass Einzelkinder ein deutlich höheres Risiko für allergische Erkrankungen aufweisen als Kinder, die aus einer kinderreichen Familie stammen. Dabei scheint insbesondere die Anzahl älterer Geschwister von Bedeutung zu sein. Dies erklärt man sich so, dass das Immunsystem sich infolge des Kontakts mit den Geschwistern vermehrt mit Infektionserregern auseinandersetzen muss.

Immunsystem soll Schmutz und Keime kennenlernen

Die hygienischen Bedingungen scheinen somit bei der Entwicklung allergischer Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen: Man geht davon aus, dass die „Auseinandersetzung“ des kindlichen Organismus mit Schmutz und Keimen eine wichtige Voraussetzung für eine normale Entwicklung des Immunsystems ist. Gründliche oder sogar übertriebene Hygiene führt nach dieser Theorie dazu, dass das Immunsystem nur eingeschränkt aktiviert wird. Es ist dadurch „unterbeschäftigt“ und tobt sich quasi mit der Ausbildung allergischer Erkrankungen aus.

Quellen

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

  • Arshad, H.S. et al.: The effect of parental allergy on childhood allergic diseases depends on the sex of the child. In: Journal of Allergy & Clinical Immunology, 2012, 130(2): 427-434
  • Biedermann, T. et al. (Hrsg., 2016): Allergologie. Springer, Berlin/Heidelberg, 2. Aufl., ISBN_ 9783642372025
  • Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien - Allergieportal. (eingestellt am 31.12.2012)
  • Darsow, U., Raap, U. (Hrsg.): Allergologie kompakt. Dustri-Verlag, München-Deisenhofen, 2016
  • Frei, T.: Globale Klimaerwärmung und deren Auswirkungen auf die Gesundheit. In: Allergologie, Nr. 8/2017, S. 320-326
  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Spezialbericht Allergien, Teil 6 Präventionsstrategien, 2000. (Letzter Abruf: 09.03.2017)
  • Höflich, C.: Klimawandel und Pollen-assoziierte Allergien der Atemwege. In: UMID – Umwelt und Mensch – Informationsdienst Ausgabe 1 (März) 2014.
  • Riiser, A.: The human microbiome, asthma, and allergy. Allergy, Asthma & Clinical Immunology, 2015, 11: 35

Letzte Aktualisierung: 15. November 2018