Zum Hauptinhalt springen
Heuschnupfen Pollenallergie
photophonie - stock.adobe.com

Wie wird Heuschnupfen behandelt?

Die Heuschnupfen-Behandlung richtet sich nach den Beschwerden und danach, wie gut sich das auslösende Allergen vermeiden lässt.

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann, Allergie-Centrum-Charité Charité - Universitätsmedizin Berlin

E-Mail:karlchristianbergmann@gmail.com

Die Heuschnupfen-Behandlung richtet sich nach den Beschwerden und danach, wie gut sich das auslösende Allergen vermeiden lässt.

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann, Allergie-Centrum-Charité Charité - Universitätsmedizin Berlin

E-Mail:karlchristianbergmann@gmail.com

Drei Möglichkeiten der Heuschnupfen-Behandlung

Heuschnupfen lässt sich auf drei verschiedene Arten behandeln:

  1. Allergenvermeidung: Grundsätzlich ist die Allergenvermeidung die wichtigste Maßnahmen, um Beschwerden zu vermeiden.
  2. Hyposensibilisierung: Eine allergenspezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) bekämpft den Heuschnupfen an seinen immunologischen Ursachen.
  3. Allergie-Medikamente: Zudem gibt es verschiedene Medikamente zur Heuschnupfen-Therapie, die jedoch nur die Symptome der Pollenallergie lindern, ohne die Ursachen zu beheben.

Video: Heuschnupfen behandeln - so geht es richtig

Mit deiner Zustimmung werden hier Inhalte Dritter geladen, die auch Cookies des jeweiligen Anbieters verwenden können. Durch die Nutzung dieser Inhalte erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.
Auf Werbeinhalte, die vor, während oder nach Videos von Helmholtz Munich eingeblendet werden, hat Helmholtz Munich keinen Einfluss. Wir übernehmen keine Gewähr für diese Inhalte. Weitere Informationen.

Allergenkontakt vermeiden - Tipps für den Alltag

Der wichtigste Therapieansatz bei Allergien ist die Karenz. Das heißt, man versucht den Kontakt mit dem identifizierten Allergen möglichst zu vermeiden. Bei einer Pollenallergie gestaltet sich das natürlich schwierig.

Wer die Blütezeit „seiner“ Allergen-Pflanzen genau kennt, hat vielleicht Gelegenheit, in dieser Zeit gezielt Urlaub in einer pollenärmeren Region zu nehmen. Am Münchner Zentrum für Allergie und Umwelt hat ein Wissenschaftsteam eine weltweite Karte der Pollen- und Pilzmessstationen zusammengestellt. Hier kann man sich vor einem möglichen Urlaub informieren.

Die weit überwiegende Mehrzahl der Betroffenen wird jedoch auch während der Pollensaison ihrer Arbeit nachgehen müssen. Für diese Menschen ist es wichtig, die Pollenflug-Informationen in Zeitungen, im Radio und im Internet genau zu verfolgen. Beginnt der Pollenflug, kann es ratsam sein, morgens entsprechende Medikamente mitzunehmen. Eine aktuelle Pollenflug-Vorhersage bietet beispielsweise die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.

Weitere Tipps zur Allergenvermeidung

  • Bei starkem Pollenflug sollten Menschen mit Pollenallergie die Fenster von Haus und Auto möglichst geschlossen halten.
  • Natürlich sammelt sich trotzdem Pollenstaub am Boden oder auf Möbeln an. Deswegen ist zu empfehlen, während der Pollensaison öfter als sonst feucht zu wischen.
  • Es kann auch helfen, beim Betreten des Hauses die Kleidung zu wechseln, die draußen getragene Kleidung nicht im Schlafraum zu lagern und vor dem Zubettgehen die Haare zu waschen.
  • Pollenfilter in Klimaanlagen können zusätzlich Allergene abhalten. Sie müssen allerdings regelmäßig gewartet werden. 

Mehr zum Thema Allergene vermeiden

Medikamente gegen Heuschnupfen - verschiedene Wirkstoffklassen

Zur Linderung der unmittelbaren Heuschnupfen-Symptome stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung:

  • Die Wirkstoffgruppe der Cromone ist die mildeste Variante und wird daher gerne Schwangeren verschrieben. Cromone hemmen die Ausschüttung von Histamin aus bestimmten Immunzellen (Mastzellen) und beugen so allergischen Entzündungsreaktionen vor. Es wird empfohlen, sie vorsorglich schon eine Woche vor dem ersten Pollenflug anzuwenden. Cromone werden hauptsächlich als Nasenspray oder Augentropfen verschrieben.
  • Stärker wirksam sind die Antihistaminika. Sie blockieren Rezeptoren für den Entzündungsstoff Histamin schnell und effektiv. Das bedeutet, dass Histamin zwar ausgeschüttet wird, andere Zellen es aber nicht wahrnehmen können. So werden Entzündungs-Vorgänge ausgebremst. Als Nasenspray verabreicht, können Antihistaminika Heuschnupfen-Symptome rasch eindämmen. Betroffene sollten sie über die Dauer der Pollensaison hinweg regelmäßig einnehmen und nicht nur dann, wenn akute Symptome auftreten. Insbesondere die älteren Vertreter dieser Wirkstoffgruppe können Müdigkeit hervorrufen und die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen. H1-Antihistaminika der zweiten Generation machen hingegen nur etwas oder gar nicht müde.
  • Am stärksten wirken Glukokortikoide, auch als Cortison bekannt. Bei Heuschnupfen werden sie oft ebenfalls als Nasenspray verschrieben. Sie wirken in erster Linie entzündungshemmend, lindern nachhaltig die laufende Nase und können auch bewirken, dass die Nasenschleimhäute abschwellen. Als Nebenwirkung können Nasenbluten, eine trockene Nase und Irritationen im Rachenbereich auftreten. Aufgrund ihres guten Wirkungsprofils sind Nasensprays mit Cortison momentan der Standard in der Basistherapie des Heuschnupfens. In Form von Tabletten oder Spritzen sollten Glukokortikoide hingegen nur bei schweren allergischen Symptomen und nur kurzfristig eingenommen werden. Bei längerer Anwendung kommt es unter anderem häufig zu einer Gewichtszunahme, auch das Risiko für ein Glaukom steigt.

Fixkombinationen und abschwellende Sprays

Etwa jeder Vierte mit allergischem Schnupfen erfährt keine ausreichende Linderung seiner Beschwerden durch Cortison-Nasenspray allein. In diesem Fall können bestimmte Kombinationen aus Wirkstoffen helfen, die sich in Studien bewährt haben.
Dazu gehört etwa eine Fixkombination mit veränderten pharmakologischen Eigenschaften aus einem Glukokortikoid (Fluticasonpropionat) und einem Antihistaminikum (Azelastin), als Nasenspray. Solche festen Kombinationen gelten aktuell als Therapiestandard für schweren allergischen Schnupfen.

Leukotrien-Antagonisten - nur bei allergischem Asthma

Leukotrien-Antagonisten werden als Tabletten eingenommen und können dann verschrieben werden, wenn die Betroffenen gleichzeitig unter Heuschnupfen und allergischem Asthma leiden. Denn zugelassen sind sie nur als Zusatztherapie bei leichtem bis mittelschwerem Asthma. Sie helfen zwar auch bei Heuschnupfen-Beschwerden, sind hier allerdings weniger wirksam als Glukokortikoide. Leukotrien-Antagonisten blockieren die Leukotriene, Botenstoffe, die bei Entzündungen im Bronchialsystem eine wichtige Rolle spielen. Als Nebenwirkungen können manchmal Atemwegsinfektionen und Kopfschmerzen auftreten.

Akut-Hilfe bei Heuschnupfen

In der akuten Phase helfen Nasentropfen oder -sprays mit Wirkstoffen, die Alpha-Sympathomimetika genannt werden. Umgangssprachlich werden sie als abschwellende Nasensprays bezeichnet, denn sie führen rasch zu einem Abschwellen der Schleimhäute in der Nase und den Nasennebenhöhlen. Ihr Vorteil: Sie führen sehr schnell zu einer Besserung. Allerdings nur für die Beschwerden im Nasenbereich.

Es wird nicht empfohlen, sie länger als zehn Tage einzunehmen. Denn wenn ein Gewöhnungszustand eintritt, kann es sein, dass die Schleimhäute unmittelbar nach Anwendung der Nasentropfen wieder anschwellen. Darüber hinaus können Nasenbluten oder ein häufiger Niesreiz auftreten; die Nase kann von den Mitteln sehr trocken werden.

Möglicherweise profitieren Menschen mit Heuschnupfen auch von Nasenspülungen mit Kochsalz. Die renommierte Cochrane-Gesellschaft prüfte 2018 die Studien, die zu dieser Frage vorliegen. Sie kam zum Schluss, dass die Studienlage darauf hindeutet, dass solche Nasenspülungen einen positiven Effekt haben, allerdings nicht ausreiche, um dies sicher zu sagen.

Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) bei Heuschnupfen

Die einzige erfolgversprechende ursächliche Behandlung des Heuschnupfens ist die spezifische Immuntherapie (SIT), auch Hyposensibilisierung genannt. Die Wirksamkeit der SIT ist ausreichend belegt.

Sie sollte so bald wie möglich nach einer Diagnosestellung in Erwägung gezogen werden. Ob sie geboten ist, beurteilt am besten ein Arzt oder eine Ärztin mit der Weiterbildung Allergologie.

Es gibt diese Therapie in verschiedenen Formen:

  • Injektion (subkutane Immuntherapie, SCIT)
  • Einnahme von Tropfen oder Tabletten (sublinguale Immuntherapie, SLIT)

Bei der SCIT erhalten Betroffene in ein- bis vierwöchigen Abständen eine sich stetig steigernde Dosis des Allergens, auf das sie mit allergischen Beschwerden reagieren. So wird das Immunsystem allmählich an das Allergen gewöhnt, bis nur noch schwache oder gar keine Symptome mehr auftreten. Bei der SLIT ist die tägliche Dosis in der Regel gleich. Im Allgemeinen wird für beide Formen eine Therapiedauer von drei Jahren empfohlen.

Bei einer Pollenallergie sollte die SIT drei bis vier Monate vor Beginn der Pollenflugsaison beginnen, da sonst zu viele Allergene gleichzeitig auf den Körper einwirken könnten. Das hat den Vorteil, dass die Symptome in der nächstfolgenden Pollensaison womöglich schon abgeschwächt sind. Während der Pollenflugzeit kann die Therapie dann abgeschwächt fortgeführt oder ganz unterbrochen werden. 

Mehr zur spezifischen Immuntherapie (SIT)

Quellen

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

  • Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien - Allergieportal. (eingestellt am 31.12.2012)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – Kindergesundheit-info.de: Was tun bei Heuschnupfen? (Letzter Abruf: 25.01.2024)
  • Pfaar, O. et al.: S2k-Leitlinie Leitlinie zur (allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. In: Allergo J Int 2014; 23: S. 282 – 319.
  • Worm M. et al.: S1-Leitlinie zur Nahrungsmittelallergie infolge immunologischer Kreuzreaktivitäten mit Inhalationsallergenen.  In: Allergo J Int February 2014; 23: 1, S. 16–31.
  • Beck, I. et al.:  High Environmental Ozone Levels Lead to Enhanced Allergenicity of Birch Pollen. PLOS one, Nov 20, 2013.
  • Campbell, B. et al.: The effects of growing up on a farm on adult lung function and allergic phenotypes: an international population-based study. In: Thorax 2017; 72:236-244
  • Chaker, A.: Allergische Rhinitis im Kindesalter. In: Pädiatrische Allergologie 3/2013, S. 6-9
  • Demoly, P. et al.: Allergic Rhinitis Increases the Risk of Driving Accidents. In: Journal of Allergy and Clinical Immunology (2017), doi: 10.1016
  • Graham-Rowe, D.: When Allergies go West. In: Nature, Vol 479, Nov. 2011. Online Publication
  • Gürlich, K. et Al.: Respiratory and allergic diseases of children: Temporal trends, urban-rural differences, and in association with environmental tobacco smoke exposure. In: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2016 Dec; 59(12):1566-1576.
  • Höflich, C.: Klimawandel und pollen-assoziierte Allergien der Atemwege. (PDF) Homepage des Umweltbundesamtes (Letzter Abruf: 25.01.2024)
  • IQWIG – gesundheitsinformation.de: Allergischer Schnupfen: Nichtmedikamentöse Maßnahmen, 2014
  • Julius-Kühn-Institut: Die Beifuß-Ambrosie, Flyer 2013
  • Kanter, U. et al.: Molecular and Immunological Characterization of Ragweed (Ambrosia artemisiifolia L.) Pollen after Exposure of the Plants to Elevated Ozone over a Whole Growing Season. In: PLOS One, 13.04.13, online publication
  • Kinderumwelt – allum.de: Allergische Rhinitis (Heuschnupfen) (letzter Abruf 25.01.2024)
  • Klimek, L., et al. (Hrsg.): Weißbuch Allergie in Deutschland. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage; Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018; ISBN 978-3-89935-312-9
  • Manabu S. et al.:  The role of long-lived reactive oxygen intermediates in the reaction of ozone with aerosol particles. In: Nature Chemistry 3/2011, 291
  • Menzel, A. et al.: Indoor birch pollen concentrations differ with ventilation scheme, room location, and meteorological factors. In: Indoor Air 2016. DOI: 10.1111/ina.12351
  • Niederberger, V. et al.: Safety and efficacy of immunotherapy with the recombinant B cell epitope-based grass pollen vaccine BM32. In: Journal of Allergy and Clinical Immunology, 2018, DOI: 10.1016/j.jaci.2017.09.052 (Letzter Abruf: 25.01.2024)
  • Robert-Koch-Institut (RKI, Hrsg.): Gesundheit in Deutschland 2015, S. 77-82
  • Ring, J. et al: Weißbuch Allergie in Deutschland 3. Auflage, München 2009
  • Ring J. Angewandte Allergologie, 3. Aufl., Urban & Vogel, München, 2004
  • Schmitz, R. et. al.: Verbreitung häufiger Allergien bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse der KiGGS-Studie – Erste Folgebefragung (KiGGS Welle 1). In: Bundesgesundheitsbl 2014 · 57, S. 771–778
  • Simoleit, A. et al.: Birch, grass, and mugwort pollen concentrations and intradiurnal patterns at two different urban sites in Berlin, Germany. In: Allergo J Int 2017; 26: 155-164 (Letzter Abruf: 25.01.2024)
  • Slovik, A. et al.: Intradermal Grass Pollen Allergen Immunotherapy for Seasonal Allergy: A Randomized Controlled Trial. In: J Allergy Clin Immunol. 2016, Oct 20. Online Publication (Abstract)
  • Wise, S. K., et al.: International Consensus Statement on Allergy and Rhinology: Allergic Rhinitis. In: International Forum of Allergy & Rhinology (2018); 8
  • Zissler, U.M. et al.: Early IL-10 producing B-cells and coinciding Th/Tr17 shifts during three year grass-pollen AIT. In: EBioMedicine (2018) DOI:10.1016/j.ebiom.2018.09.016

Letzte Aktualisierung:

1. Februar 2019