Wie verbreitet sind Kontaktallergien?

Insgesamt sind etwa 3000 Kontaktallergene bekannt. Einige hundert davon verursachen häufig Allergien. In Europa sind schätzungsweise 20 Prozent der Bevölkerung von einer Kontaktallergie gegen mindestens eine Substanz betroffen. Laut Umweltbundesamt (UBA) sind in Deutschland mehr als zehn Millionen Menschen sensibilisiert; bei sechs Millionen zeigen sich akute Beschwerden eines Kontaktekzems. 

In einer Studie von 2018 wurde die Verbreitung von Allergien gegen Nickel, Kobalt und Chrom in fünf europäischen Ländern, darunter Deutschland, verglichen. Besonders viele Probandinnen und Probanden zeigten eine Reaktion auf Nickel. Hier waren 14,5 Prozent der Teilnehmenden betroffen, gefolgt von 2,2 Prozent bei Kobalt und 0,8 Prozent bei Chrom.

In Schweden waren nur 8,5 Prozent der Teilnehmer allergisch auf mindestens eines der drei Metalle, in Portugal hingegen 20 Prozent. Deutschland lag mit 13,5 Prozent in der Mitte. Dies wurde darauf zurückgeführt, dass der Nickelgehalt in Schmuckstücken in Schweden bereits ab 1990 reguliert wurde. Die übrigen Staaten der EU folgten erst ab 2001. Die Wirksamkeit dieser Regulierung lässt sich daran ablesen, dass Menschen, die älter als 30 Jahre sind, häufiger unter einer Nickelallergie leiden als jüngere.

Die Kontaktallergie gegen Metalle kommt bei Frauen öfter vor als bei Männern. Diesen Geschlechtsunterschied führen Forscher darauf zurück, dass Frauen häufiger Modeschmuck, Ohrringe und andere Piercings tragen, also auch häufiger „Gelegenheit“ haben, sich zu sensibilisieren und schließlich die allergische Reaktion zu entwickeln.

Erhöhtes Risiko bei Frauen

Untersuchungen zur Häufigkeit von Kontaktallergien in elf europäischen Ländern (2009-2014) zeigten, dass Frauen im Vergleich zu Männern ein signifikant erhöhtes Risiko für Sensibilisierungen im Allgemeinen und für Mehrfachsensibilisierungen im Besonderen haben. Daten aus Deutschland für Erwachsene stammen aus der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1) als Bestandteil des Gesundheitsmonitorings des Robert Koch-Instituts (RKI). In der ersten Welle der DEGS1 wurden von 2008 bis 2011 mittels Befragungen, Untersuchungen und Tests bundesweit repräsentative Daten zu allergischen Erkrankungen von 7.988 18- bis 79-Jährigen erhoben. Demnach zeigten sich Geschlechtsunterschiede bei Kontaktekzemen besonders deutlich und in allen Altersgruppen: Hier waren 12,7 Prozent der Frauen gegenüber nur 3,4 Prozent der Männer irgendwann einmal von einem allergischen Kontaktekzem betroffen. In den vergangenen zwölf Monaten litten 4,2 Prozent der Frauen und 1,5 Prozent der Männer an einer Kontaktallergie.

Frauen leiden häufiger an berufsbedingten Hauterkrankungen als ihre männlichen Kollegen.  Auch im Haushalt sind es zumeist Frauen, die Tätigkeiten im feuchten Milieu verrichten. Frauen mit besonders hohem Risiko – das heißt mit Haushalten ohne Geschirrspülmaschine und/oder mit Kindern unter vier Jahren – alles Faktoren, die mit vermehrten Feuchtarbeiten einhergehen – haben gegenüber Frauen ohne diese Risikofaktoren ein vierfach erhöhtes Risiko, ein Handekzem zu entwickeln.

Mädchen öfter betroffen

Daten zum Vorkommen des allergischen Kontaktekzems bei Kindern in Deutschland stammen aus der Erhebung der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) des RKI. Die Basiserhebung erfolgte zwischen 2003 und 2006 an einer Stichprobe von 17.641 0- bis 17-Jährigen. Die Studie umfasste neben einer Befragung zu allergischen Erkrankungen auch die Untersuchung von Blutproben auf spezifische IgE-Antikörper gegen 20 verbreitete Allergene. Die Ergebnisse zeigten, dass laut Elternangaben insgesamt bereits 9,9 Prozent der Kinder und Jugendlichen in ihrem bisherigen Leben an einem allergischen Kontaktekzem erkrankt waren. Dabei waren Mädchen mit 13,8 Prozent deutlich häufiger betroffen als Jungen mit 6,2 Prozent. Dieser Geschlechtsunterschied war jedoch erst bei Kindern und Jugendlichen im Schulalter innerhalb der einzelnen Altersgruppen statistisch signifikant. Ab dem Schulalter steigen die Zahlen deutlich an, vor allem bei Mädchen. Im Alter zwischen 11 und 13 Jahren hatten 20,5 Prozent der Mädchen schon einmal ein Kontaktekzem, zwischen 14 und 17 Jahren stieg die Zahl auf 21,2 Prozent. In diesen Altersgruppen fangen Mädchen an, sich zu schminken und Nickel-haltigen Modeschmuck zu tragen.

Aktuellere Daten zu Kindern und Jugendlichen beruhen auf der Folgeerhebung KiGGS Welle 2 aus den Jahren 2014 – 2017. Sie zeigen für die aktuelle Verbreitung (innerhalb der vorausgegangenen zwölf Monate) des allergischen Kontaktekzems bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zur KiGGS-Basiserhebung keine wesentlichen Veränderungen und weisen somit auf eine Stabilisierung der Erkrankungshäufigkeiten auf hohem Niveau hin.

Tendenz ist steigend

Allergien gegen Duftstoffe treten bei einem bis drei Prozent der Bevölkerung auf – mit steigender Tendenz. In Deutschland wird die Zahl der gegen Duftstoffe Sensibilisierten auf 500.000 Personen geschätzt.

In einer aktuellen dänischen Studie reagierten unter mehr als 6000 Testpersonen 15,7 Prozent auf mindestens einen der 26 Duftstoffe, die laut EU-Regularien eigens gekennzeichnet werden müssen. Am häufigsten waren Sensibilisierungen gegen Substanzen, die nicht in einer der beiden gängigen Duftstoff-Allergie-Test-Substanzen (Duftstoff-Mix I und Duftstoff-Mix II) enthalten sind.

Laut US-amerikanischen Studien soll in den USA bereits ein Drittel der Bevölkerung von einer Sensibilisierung auf Duftstoffe betroffen sein. Eine Umfrage des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) bei 420 öffentlichen Einrichtungen wie Kinos, Bahnhöfen oder Kaufhäusern förderte zutage, dass 23 Prozent der befragten Einrichtungen ihre Räume beduften. Hauptsächlich waren dies Kinobetreiber, Hotels und Kaufhäuser. Mehr als die Hälfte von ihnen informierte die Kunden nicht über den Einsatz von Duftstoffen.

Sensibilisierungen im Friseurhandwerk häufig

Friseurin trägt Haarfärbemittel auf die Haare eines Mannes auf und trägt dabei Schürze und Handschuhe zum Schutz
© Syda Productions/fotolia

Allergien gegen den Stoff p-Phenylendiamin (PPD), der in vielen Haarfärbemitteln enthalten ist, kommt bei 0,2 bis 2,5 Prozent der europäischen Bevölkerung vor, allerdings bei 15 bis 20 Prozent der getesteten Friseurinnen und Friseure. PPD wird Tätowierfarben oft illegal beigemischt, damit die Farben auf der Haut schwärzer wirken. Hier liegt vor allem für jüngere Menschen eine Gefahr, eine Sensibilisierung gegen den Stoff zu erwerben. Ein Risikofaktor für die Entstehung von Kontaktallergien insbesondere an den Händen sind generell berufliche Tätigkeiten, bei denen die Haut oft Kontakt zu feuchtem Milieu (Wasser und/oder Reinigungsmittel) hat. Frauen verrichten solche Tätigkeiten häufiger als Männer.

 

Wissenschaftliche Beratung

Prof. Dr. Christoph Skudlik

Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie in der
Dt. Dermatolog. Gesellschaft

c/o Klinikum der Universität Osnabrück, Institut für Interdisziplinäre
Dermatologische Prävention und Rehabilitation

E-Mail: Christoph.SkudliknoSp@m@uos.de

Quellen:

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

Letzte Aktualisierung:

18.12.2018