Nahrungsmittelallergie: Symptome

Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Margitta Worm und Dr. Imke Reese

Frau mit Hautausschlag am Hals infolge einer Nahrungsmittelallergie kratzt sich mit beiden Händen
© thodonal/fotolia

Bei Nahrungsmittelallergien handelt es sich zumeist um Reaktionen vom Soforttyp, bei denen die Symptome in einem Zeitraum zwischen wenigen Minuten und zwei Stunden nach Kontakt mit dem Allergen auftreten.

Eine zweite Welle von Beschwerden kann 6 bis 24 Stunden später folgen. Bei diesen Spätreaktionen handelt es sich meist um Hautreaktionen wie zum Beispiel der Verschlechterung eines atopischen Ekzems (Neurodermitis).

Seit einigen Jahren ist darüber hinaus eine Form der Allergie bekannt, bei der es erst nach zwei bis vier Stunden zu Erbrechen, gegebenenfalls Durchfall und schweren Kreislaufreaktionen kommt, sich aber keine IgE-Antikörper nachweisen lassen. Sie wird als „food protein induced enterocolitis syndrome“ – kurz FPIES – bezeichnet.

Charakteristisch für eine Allergie ist, dass schon kleinste Mengen ausreichen können, um das Immunsystem zu aktivieren. Man unterscheidet zwischen primärer Nahrungsmittelallergie, bei der sich die Abwehrreaktionen direkt gegen ein Nahrungsmittel richtet, und sekundären Nahrungsmittelallergien, bei denen sich die ursprüngliche Abwehr zum Beispiel gegen Pollen richtet und im Verlauf aufgrund ähnlicher Allergenstrukturen auch Nahrungsmittel erkannt werden. Dies wird auch als Kreuzreaktion bezeichnet.

Lebensmittelallergie-Symptome sehr vielfältig

Gut zu wissen:

Atemwegssymptome wie Luftnot und Asthma sind schwere allergische Symptome, die ein schnelles Eingreifen erfordern.

Schwellungen an Händen, Gesicht oder Beinen (Angioödeme) oder ein juckender Ausschlag (Urtikaria) sind häufig auftretende Symptome, die auch schon bei Schleimhautkontakt mit dem Nahrungsmittelallergen auftreten können. Allerdings kann es sich bei reinem Hautkontakt auch um eine Kontaktallergie handeln, bei der das Nahrungsmittel trotzdem vertragen wird.

Juckreiz, ein Gefühl des Brennens oder eine Schwellung in Mundhöhle und/oder Rachen können Frühwarnsymptome einer primären Nahrungsmittelallergie sein. Diese Beschwerden, die häufig als orales Allergiesyndrom (OAS) bezeichnet werden, sind aber auch typisch für pollenassoziierte (sekundäre) Nahrungsmittelallergien. Sie können verstärkt während der Pollenflugzeit auftreten. Ein lebensgefährlicher Zusammenbruch mehrerer Körpersysteme (Anaphylaxie) ist bei einer pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie selten, aber möglich!

Bindehautentzündung oder Atemwegsprobleme wie Luftnot bis hin zum allergischen Asthma können die typischen Symptome begleiten. Ein Asthma bronchiale kann aber auch alleine auftreten.

Wenn das Allergen intakt im Verdauungstrakt ankommt, können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall die Folge sein. In der Regel treten Magen-Darm-Symptome zusammen mit Reaktionen anderer Organsysteme auf.

Wissenschaftliche Beratung

Prof. Dr. Margitta Worm

Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V.

c/o Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Allergie-Centrum-Charité

E-Mail: margitta.wormnoSp@m@charite.de

Dr. Imke Reese

Deutsche Gesellschaft für Alleroglogie und Immunologie, AG Nahrungsmittelallergie

c/o Ernährung & Allergologie, München

E-Mail: infonoSp@m@ernaehrung-allergologie.de

Quellen:

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

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Letzte Aktualisierung:

11. November 2019