Tierhaarallergie
„Tierhaarallergie“ - schon der umgangssprachliche Name ist ein Missverständnis. Denn die Betroffenen reagieren nicht auf die Haare ihrer Lieblinge allergisch, sondern auf bestimmte Eiweiße in Speichel, Schweiß, Talg, Urin, Kot oder in den Hautschuppen (Epithelien) der Tiere. Die Haare kommen an einem anderen Punkt ins Spiel: Katzen beispielsweise erledigen ihre Körperhygiene, indem sie ihr Fell mit der Zunge ablecken. Damit gelangen auch die Allergene auf die Haare, in die Luft und von da aus in die Atemwege der betroffenen Menschen. Darüber hinaus werden Allergien nicht nur durch Tiere mit Fell, sondern auch mit Federn verursacht.
Video: Tierallergien — wenn das Haustier zum Problem wird
Hier befindet sich ein Video, das der Allergieinformationsdienst über Vimeo bereitstellt. Mit Ihrer Zustimmung wird eine Verbindung zu Vimeo aufgebaut. Vimeo setzt gegebenenfalls auch Cookies ein. Für weitere Informationen klicken Sie hier: Vimeo-Datenschutzerklärung

Grundlagen: Der Mensch kann gegen jedes Tier, zumeist mit Fell oder Federn, sensibel reagieren und Allergien entwickeln. Die häufigsten Auslöser einer Tierhaarallergie sind Katzen und Hunde. Die meisten Reaktionen zeigen sich nur Minuten nach Kontakt mit dem Tier. …weiter

Verbreitung: Schätzungen zufolge werden in Deutschland etwa 13 Millionen Katzen und 8 Millionen Hunde gehalten. Die Zahl der Betroffenen mit einer Tierhaarallergie nimmt zu. Tierallergene sind nach Pollen und Hausstaubmilben der dritthäufigste Verursacher einer Atemwegsallergie. …weiter

Risikofaktoren: Ein entscheidender Faktor für das Entwickeln einer Sensibilisierung (und später vielleicht einer Allergie) ist zumindest bei Katzen deren Vorkommen in der Wohngemeinde. Daten aus schwedischen Schulen zeigen, dass die Menge der Katzenallergene im Klassenzimmer direkt mit der Zahl der Kinder steigt, die zuhause eine Katze haben. ...weiter

Diagnose: Auch wer kein Tier hält, kann eine Tierhaarallergie bekommen. Oft ist es gar nicht so einfach, festzustellen, welches Tier die Beschwerden auslöst. Hauttests, Bluttests und manchmal auch ein Provokationstest können Klarheit bringen. Wichtig ist aber auch ein ausführliches Arzt-Patientengespräch. ...weiter

Therapie: Häufig sind Familien, in denen jemand an einer Tierhaarallergie leidet, gezwungen, das Tier wegzugeben, um die Ursache der Allergie zu beseitigen. In einzelnen Fällen, beispielsweise bei Tierärztinnen oder Tierpflegern kann eine spezifische Immuntherapie (SIT, Hyposensibilisierung) mit Tierallergenen in Betracht gezogen werden. ...weiter

Prävention: Das Allergen zu vermeiden wäre oberstes Gebot – doch viele Tierhaarallergene kommen auch im öffentlichen Raum häufig vor, beispielsweise in Bussen. Völlig allergenfreie Tierrassen gibt es nicht, auch wenn ab und an dafür geworben wird. Alle Tiere produzieren Eiweiße, die potentiell zu allergischen Reaktionen führen können. …weiter

Forschungsansätze: Führt der frühkindliche Kontakt mit Tieren zu erhöhter Anfälligkeit oder schützt er sogar vor Tierhaarallergie? Das ist nur eine von vielen Fragen, die sich der Forschung stellen. ...weiter
Wissenschaftliche Beratung
Dr. Adam Chaker
Klinikum rechts der Isar/TUM
ZAUM - Zentrum Allergie und Umwelt
E-Mail: adam.chaker@tum.de
Quellen:
Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.
- Bischoff, SC et al.: Intestinal permeability: A new target for disease prevention and therapy. In: BMC Gastroenterol. 2014 Nov 18;14:189. doi: 10.1186/s12876-014-0189-7
- Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien - Allergieportal. (eingestellt am 31.12.2012)
- Buters, J. et al.: „Kill the wrong cat?” Präsentation für den Kongress der European Academy of Allergy and Clinical Immunology, Mailand 2013 (unveröffentliches Abstract)
- Carlsen K.et al.: Does Pet Ownership in Infancy Lead to Asthma or Allergy at School Age? Pooled Analysis of Individual Participant Data from 11 European Birth Cohorts. In: PLoS ONE August 29, 2012
- Curin M. et al.: Skin prick test extracts for dog allergy diagnosis show considerable variations regarding the content of major and minor dog allergens. Int Arch Allergy Immunol. 2011; 154: 258 - 263
- Dávila, I. et al.: Consensus document on dog and cat allergy. In: Allergy 2018, 73: 1206 - 1222
- Emenius, G. et al.: Dispersion of Horse Allergen from Stables and Areas with Horses into Homes. In: Int Arch Allergy Immunol 2009;150, S. 335–342
- Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie: Elternratgeber Katzenallergie. 2010 (Letzter Abruf 04.01.2019)
- González-de-Olano, D. et al.: Prevalence of allergy to human seminal fluid among women with allergy to male dog and sentization to Can f 5. In: Clin. Exp. Allergy 2018; 48: 2368-1370
- Helmholtz Zentrum München: GINI-Studie: https://www.ginistudie.de/ (Letzter Abruf: 04.01.2019)
- Helmholtz Zentrum München: LISAplus-Studie: https://www.lisastudie.de/ (Letzter Abruf: 04.01.2019)
- Kinderumwelt – allum.de: Hundeallergie (letzter Abruf 08.03.2017); dies.: Katzenallergie (letzter Abruf 04.01.2019) dies.: Pferdeallergie (Letzter Abruf 04.01.2019)
- Konradsen, J. et al: Allergy to furry animals: new insights. In: J Allergy Clin Immunology, March 2015, Vol 135, 3: 616 – 625
- Mc Bride, D. et al.: The Euro Prevall birth cohort study on food allergy: baseline characteristics of 12 000 newborns and their families from nine European countries. In: Pediatric Allergy and Immunology 2012: 23: 230-239
- Nicholas, CH et al.: Influence of cat characteristics on Fel d 1 levels in the home. In: Annals of Allergy, Asthma & Immunology, 2008, 101 (1): 47–50
- Ownby, D., Johnson Cole, Ch.: Recent Understandings of Pet Allergy. In: F1000Research, Januar 2016
- Pfaar, O et al.: S2k-Leitlinie zur (allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. In: Allergo J Int 2014, 23: 282
- Papadopoulos et al.: Research needs in allergy. An EAACI position paper in colloboration with EFA. In: Clinical and Translational Allergy 2012, 2:21
- Ramadour, M. et. al: Cat sex differences in major allergen production (Fel d 1). In: Journal of Allergy and Clinical Immunology, February 1998, Volume 101, Issue 2, Pages 282–284
- Schuyler, A., Platts-Mills T.: Furry Animals – Risk or Protective Factors for Allergic Rhinitis? In: Akdis, C. et al.: Global Atlas of Allergic Rhinitis and Chronic Rhinosinusitis 2015, 100 – 102
- Tasaniyananda, N. et al.: Mouse Model of Cat Allergic Rhinitis and Intranasal Liposome-Adjuvanted Refined Fel d 1 Vaccine. In: PLoS ONE, 2016, 11(3): e0150463. doi:10.1371/journal.pone.0150463
- Uriarte, S. A., Sastre, J.: Clinical relevance of molecular diagnosis in pet allergy. In: Allergy 71 (2016) 1066 - 1068
- Worm. M. et al.: Leitlinie Nahrungsmittelallergie infolge immunologischer Kreuzreaktivitäten mit Inhalationsallergenen. In: Allergo J Int 2014; 23: 1–16 (Gültigkeit abgelaufen / in Überarbeitung)
- van Nunen, S.: Tick-induced allergies: mammalian meat allergy, tick anaphylaxis and their significance. In: Asia Pac Allergy 2015; 5: 3-16
- Vredegoor, DW et al.: Can f 1 levels in hair and homes of different dog breeds: Lack of evidence to describe any dog breed as hypoallergenic. In: J Allergy Clin Immunol. 2012; 130: 904
- Zahradnik E. et al.: Lower allergen levels in hypoallergenic Curly Horses? A comparison among breeds by measurements of horse allergens in hair and air samples. In: PLOS ONE, Dec. 12th, 2018, 13 (12): e0207871
Letzte Aktualisierung:
31.05.2019