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Tierhaarallergie
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Wie wird eine Tierhaarallergie diagnostiziert?

Ein Verdacht auf Tierhaarallergie ergibt sich häufig aus der Selbstbeobachtung. Niesattacken oder entzündete Augen nach Kontakt mit einem bestimmten Tier, die bald danach wieder verschwinden, sind ein deutliches Signal. In einem ausführlichen Gespräch geht der Arzt oder die Ärztin diesen Hinweisen nach (Anamnese).

Wissenschaftliche Beratung:

Dr. Adam Chaker, Klinikum rechts der Isar/TUM ZAUM - Zentrum Allergie und Umwelt

E-Mail: adam.chaker@tum.de

Ein Verdacht auf Tierhaarallergie ergibt sich häufig aus der Selbstbeobachtung. Niesattacken oder entzündete Augen nach Kontakt mit einem bestimmten Tier, die bald danach wieder verschwinden, sind ein deutliches Signal. In einem ausführlichen Gespräch geht der Arzt oder die Ärztin diesen Hinweisen nach (Anamnese).

Wissenschaftliche Beratung:

Dr. Adam Chaker, Klinikum rechts der Isar/TUM ZAUM - Zentrum Allergie und Umwelt

E-Mail: adam.chaker@tum.de

Tierhaarallergie ohne direkten Tierkontakt möglich

Auch ohne regelmäßigen oder direkten Kontakt zu einem bestimmten Tier ist eine Allergie nicht ausgeschlossen. Denn speziell Katzenallergene verbreiten sich auch über die Luft an öffentlichen Orten wie Schulen, Verkehrsmitteln, Theatern etc. Daher folgen auf das Anamnesegespräch in der Regel Hauttests und/oder Bluttests.

Die verwendeten Hauttests sind allerdings von unterschiedlicher Qualität. Sie werden mit kommerziell hergestellten Testlösungen durchgeführt. Dabei ergab sich in einer Studie für die Hundeallergie ein bis zu 20-facher Unterschied im Allergengehalt. Die Hundeallergene Can f 1 und Can f 2 waren in manchen kommerziell erhältlichen Testlösungen überhaupt nicht nachweisbar. Daher kann in einer Klinik bei unklarem Bild auch ein Provokationstest an der Nase oder der Bindehaut (konjunktival) versucht werden. Dabei wird der Kontakt mit dem vermuteten Allergen unter ärztlicher Kontrolle bewusst herbeigeführt. Zur Verlässlichkeit von Provokationstests bei der Tierhaarallergie gibt es allerdings bisher nur wenige Studien.

Video: Wie wird eine Allergie festgestellt?

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Molekulare Diagnostik

Im Rahmen einer molekularen Allergiediagnostik kann anhand bestimmter Antikörper, (des spezifischen IgE), genau festgestellt werden, auf welche Haupt-Allergenkomponenten von Hund, Katze oder Pferd eine Person reagiert. Diese Haupt-Allergenkomponenten werden auch Major-Allergene genannt. Expertinnen und Experten halten diesen Test für sinnvoll, um Hinweise auf Kreuzreaktionen zu erhalten oder die wirksamste Zusammensetzung einer Hyposensibilisierungs-Therapie zu ermitteln. Beispielsweise ähnelt der Aufbau des Hundeallergens Can f 6 dem des Pferdeallergens Equ c1 und des Katzenallergens Fel d 4. Deswegen sind viele Menschen, die auf Can f 6 reagieren, auch allergisch gegen Katzen und Pferde. Bislang sind sieben unterschiedliche Allergen-Komponenten für Hunde und acht für Katzen identifiziert worden. Ein spanisches Forschungsteam hat mehreren dieser Allergiekomponenten unterschiedlich schwere Symptome zugeordnet.

Allergene und Krankheitssymptome

Allergen*Symptome
Can f 1 (Hund)Dauerschnupfen
Can f 2 (Hund)Verengung der Bronchien (bronchiale Obstruktion)
Can f 3 (Hund)

Mittlerer oder schwerer Schnupfen

Asthmadiagnose
Fel d 2 (Katze)

Mittlerer oder schwerer Schnupfen

Asthmadiagnose
Fel d 4 (Katze)Verengung der Bronchien (bronchiale Obstruktion)

*Sensibilisierung auf eines oder mehrere Allergene gleichzeitig kann mit schwereren Symptomen einhergehen

Quelle: adaptiert nach Uriarte, S. A., Sastre, J.: Clinical relevance of molecular diagnosis in pet allergy. In: Allergy 71 (2016) 1066 - 1068

Mögliche Kreuzreaktionen mit Sperma

Die Sensibilisierung auf unterschiedliche Major-Allergene wird auch dafür verantwortlich gemacht, dass manche Menschen gegen Kater oder Hunderüden allergisch sind, nicht aber gegen weibliche Exemplare der Art. Das Hundeallergen Can f 5 wird in der Prostata produziert und kommt daher nur in Urin oder Hautschuppen männlicher Hunde vor. Menschen, die nur auf Can f 5 allergisch reagieren, haben demzufolge keine Probleme mit Hündinnen. Darüber hinaus ist Can f 5 ähnlich aufgebaut wie das in der männlichen Samenflüssigkeit vorhandene Prostata-spezifische Antigen (PSA). Spekulationen, dass Frauen, die gegen Can f 5 sensibilisiert sind, auch zu allergischen Reaktionen gegen Sperma neigen könnten, hat eine kleine spanische Studie kürzlich Auftrieb gegeben. Vier von 22 Frauen (18,1 Prozent), die im Bluttest IgE-Antikörper auf Can f 5 zeigten, reagierten auch auf PSA und berichteten über allergische Symptome beim Geschlechtsverkehr.

Mögliche Kreuzreaktionen mit Nahrungsmitteln

Schweinefleisch

Die Allergene Fel d 2 (Katze) und Can f 3 (Hund) gehören zu der Eiweißgruppe der Albumine. Eiweißstoffe aus dieser Gruppe kommen auch in Schweinefleisch vor. In seltenen Fällen kann daher aus einer Katzen- oder Hundeallergie auch eine Allergie gegen Schweinefleisch erwachsen. Zum Zusammenhang mit der Hundeallergie gibt es nur einzelne Fallberichte. Bei der Katzenallergie ist die Studienlage besser. Es wurde festgestellt, dass 14 bis 23 Prozent aller Betroffenen – je nach Studie – auf das Allergen Fel d 2 sensibilisiert sind. Eine Allergie gegen Schweinefleisch bricht nach bisheriger Datenlage bei einem bis vier Prozent aller Katzenallergiker aus. Für diese Menschen ist Vorsicht geboten. Die Symptome eines Katzen-Schweinefleisch-Syndroms können bis zu anaphylaktischen Reaktionen reichen, speziell dann, wenn das Fleisch roh gegessen oder nicht ausreichend erhitzt wurde.

Hühnerfleisch und Hühnereigelb

Eine Allergie gegen Hühnerfleisch kann als Folge des so genannten Vogel-Ei-Syndroms entstehen. Verantwortlich ist hier wiederum das Eiweiß Albumin, diesmal im Vogel-Allergen Gal d 5. Betroffen sind in erster Linie Erwachsene, auch in beruflichen Zusammenhängen. Die Sensibilisierung erfolgt meist durch Exkremente und Federn von Vögeln im Haushalt oder in Hühner- und Putenställen. Manche Betroffene entwickeln Symptome nur bei Verzehr von Hühnerei, andere reagieren auch auf Hühner- und Putenfleisch. Die Allergie äußert sich durch Schnupfen, Hautausschlag (Urtikaria), Schwellungen im Hals- oder Rachenraum (Angioödem), Verdauungsstörungen oder Asthma.

Rotes Fleisch

Unter dem Begriff „rotes Fleisch“ wird eigentlich alles eingeordnet außer Geflügelfleisch. Dazu gehört das Fleisch von Rindern, Schweinen, Kälbern, Lämmern, Kaninchen, Hasen oder Wild. Das auslösende Allergen ist hier gar kein Eiweiß, sondern ein Kohlenstoffmolekül namens Galaktose-alpha-1,3-galactose (Alpha-gal). Man findet es in den Katzenallergenen Fel d 5 und Fel d 6 sowie in allen Sorten von rotem Fleisch. Meist wird, in einem noch ungenügend erforschten Prozess, die Sensibilisierung und / oder der Ausbruch der Allergie durch Zeckengift ausgelöst. Zeckengift enthält ebenfalls Alpha-gal. Bislang tritt diese Form der Erkrankung nur in Australien und dem Südwesten der USA häufiger auf, was Forschende auf einen Anstieg bestimmter Wildtier-Populationen in diesen Regionen zurückführen.

Die allergische Reaktion auf rotes Fleisch tritt zeitverzögert auf und sie kann schwer sein. In einer kleinen australischen Patientengruppe hatten 14 von 23 Betroffenen schwere anaphylaktische Reaktionen etwa drei bis vier Stunden nach dem Genuss von rotem Fleisch. In Einzelfällen erstreckt sie sich auf weitere Produkte, die Alpha-gal enthalten. Dazu gehören Milch, Nahrungsmittel, Medikamente, die tierische Gelantine enthalten und speziell der moderne Krebs-Antikörper Cetuximab. Dessen Struktur enthält direkt Alpha-gal, ohne den „Umweg“ über Gelantine.

Quellen

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

Letzte Aktualisierung:

25.03.2019