Calcineurin-Hemmer
Vertreter dieser neueren Wirkstoffklasse bezeichnet man auch als Immunmodulatoren, Calcineurin-Inhibitoren (CNI) oder kortisonfreie Entzündungshemmer.
kurz erklärt:
Topische Calcineurin-Inhibitoren können eine alternative Behandlungsoption sein, wenn Glukokortikoide nicht vertragen werden oder nicht ausreichend wirksam sind, sowie an Körperstellen, an denen diese nicht angewendet werden sollten.
Wirkung
Die Calcineurin-Hemmer gehören zur Gruppe der immunsuppressiven Medikamente, das heißt sie hemmen Aktivitäten des Immunsystems einschließlich der Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe. In höherer Dosierung werden sie nach Organtransplantationen zur Unterdrückung einer Abstoßungsreaktion innerlich (systemisch) eingesetzt.
Mit ihrer Wirkungsweise hemmen sie Prozesse, die auch bei der Entstehung des atopischen Ekzems eine Schlüsselrolle spielen. Sie sind ähnlich wirksam wie Glukokortikoide, verursachen bei Langzeitanwendung aber keine Hautverdünnung (Atrophie) oder Pigmentveränderungen.
Anwendung
Calcineurin-Hemmer werden im Allgemeinen äußerlich (topisch) in Form von Cremes oder Salben angewendet zur kurzfristigen wie auch phasenweise unterbrochenen (intermittierenden) Langzeittherapie bei leichten bis mittelschweren Formen von Neurodermitis (atopisches Ekzem).
Sie bieten eine alternative Behandlungsmöglichkeit zu den topischen Glukokortikoiden, wenn diese nicht vertragen werden oder nicht ausreichend wirksam sind, oder an Stellen wie Gesicht und Halsbereich, wo Glukokortikoide möglichst nicht angewendet werden sollten. Die CNI sind auch zur Behandlung von Kindern ab dem zweiten Lebensjahr geeignet.
Nur in Ausnahmefällen, etwa bei ausgeprägten und schwer zu behandelnden Formen des atopischen Ekzems kommt vorübergehend die systemische Einnahme eines CNI in Betracht.
Wirkstoffe
Zur topischen Anwendung als Salbe beziehungsweise Creme:
- Tacrolimus (Handelsnamen Protopic)
- Pimecrolimus (Handelsname Elidel)
Zur systemischen (innerlichen) Anwendung: Ciclosporin
Wichtige Nebenwirkungen und Nachteile
Die Verträglichkeit der äußerlich anzuwendenden Calcineurin-Hemmer ist im Allgemeinen relativ gut. Häufigste unerwünschte Wirkungen sind vorübergehendes leichtes bis mäßiges Brennen, Juckreiz und/oder Wärmegefühl an der betroffenen Haut nach dem Auftragen.
Starke Sonneneinstrahlung auf eingecremte Körperstellen sollte vermieden werden, da die Wirkstoffe die Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlen erhöhen.
Bei der innerlichen Anwendung von Ciclosporin können prinzipiell vielfältige Nebenwirkungen auftreten. Diese sind jedoch dosisabhängig, und da Ciclosporin zur Behandlung der Neurodermitis deutlich niedriger dosiert wird als nach Organtransplantation, sind die Nebenwirkungen hier in der Regel seltener und normalerweise auch schwächer ausgeprägt. Zu den wichtigsten Nebenwirkungen, die in klinischen Studien mit Ciclosporin beobachtet wurden, zählen erhöhtes Infektionsrisiko, Nierenfunktionsstörungen, Zittern (Tremor), Kopfschmerzen, vermehrte männliche Körperbehaarung (Hirsutismus), Bluthochdruck, Durchfall, Magersucht (Anorexie) sowie Übelkeit und Erbrechen. Bei Einnahme von Ciclosporin sind mögliche Wechselwirkungen mit zahlreichen anderen Medikamenten zu beachten.
Quellen:
Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.
- Biedermann, T. et al. (Hrsg., 2016): Allergologie. Springer, Berlin/Heidelberg, 2. Aufl., ISBN 9783642372025
- Brożek, J.L., et al. Allergic Rhinitis and its Impact on Asthma (ARIA) guidelines-2016 revision. In: J Allergy Clin Immunol 2017;140(4): 950-958
- Buhl, R., et al.: S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. In: Pneumologie 2017; 71: 849–919
- Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma, 3. Auflage. Version 1. 2018
- Darsow U., Raap U. (Hrsg.): Allergologie kompakt. Dustri-Verlag, München-Deisenhofen, 2016
- Globale Initiative für Asthma (GINA): Leitfaden zum Management und zur Prävention von Asthma – die GINA-Leitlinien (PDF). Ein Leitfaden für Gesundheitsfachleute, aktualisiert 2016 (Letzter Abruf: 19.03.2018)
- Pfaar, O. et al.: S2k-Leitlinie zur (allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. In: Allergo J Int 2014; 23: 282
- Ring, J. et al.: S2k-Leitlinie zur Akuttherapie und Management der Anaphylaxie. In: Allergo J Int 2014; 23: 96–112. AWMF-Register-Nr. 065-025
- Trautmann A., Kleine-Tebbe J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme Verlag Stuttgart, 3. Aufl. 2018. ISBN9873131421838
- Zuberbier, T., et al.: The EAACI/GA²LEN/EDF/WAO Guideline for the Definition, Classification, Diagnosis and Management of Urticaria. The 2017 Revision and Update. In: Allergy 2018; 73(7):1393-1414
Letzte Aktualisierung:
08.04.2019