Fördert Luftverschmutzung Erdnussallergie?
Eine bevölkerungsbasierte Studie aus Melbourne deutet auf einen Zusammenhang zwischen erhöhten Konzentrationen von Stickstoffdioxid und Feinstaub in der Luft und dem Auftreten einer Erdnussallergie hin.
Zahl der Allergien steigt an
Die Zahl der allergischen Erkrankungen ist parallel zur Verstädterung gestiegen. Diskutiert wird in diesem Zusammenhang die sogenannte „Hygienehypothese“ und auch der Bezug zu Luftschadstoffen.
Hygienehypothese:
Die so genannte Hygienehypothese, auch Bauernhof- oder seltener Urwaldhypothese genannt, beruht auf der Beobachtung, dass Allergien beziehungsweise atopische Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten in den Industrieländern und hier vor allem unter Stadtbewohnern stark zugenommen haben. In Studien hat sich bestätigt, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, deutlich seltener an Asthma, Heuschnupfen oder anderen Allergien erkranken als Kinder, die nicht auf einem Bauernhof leben – selbst wenn sie im selben Ort wohnen. Dabei fand man heraus, dass der Aufenthalt in Kuhställen und das Trinken roher Kuhmilch eine maßgebliche Rolle spielen. Weitere Untersuchungen zeigten, dass Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze oder Würmer eine Schutzwirkung gegenüber Allergien zu haben scheinen.
Fokus der Forschung lag bisher vor allem auf allergischem Asthma; seit einiger Zeit wird jedoch auch untersucht, ob Luftverschmutzung auch einen Einfluss auf Nahrungsmittelallergien, vor allem auf die Erdnussallergie haben.
Feinstaub und Stickoxide könnten Erdnuss-Allergierisiko triggern
In der australischen HealthNuts-Studie wurden nun Hinweise entdeckt: Kinder, die im ersten Lebensjahr überdurchschnittlich viel Feinstaub und Stickoxiden einatmen, hatten hier ein erhöhtes Erdnussallergie-Risiko. Im Detail stellten die Forschenden fest, dass Kinder, die am Wohnort einer erhöhten Stickstoffdioxid-Konzentration ausgesetzt waren, mehr als doppelt so häufig eine Erdnussallergie hatten.
In der Studie, die 2007 startete, wurden 5276 Kindern auf Erdnussallergie getestet. Die erste Untersuchung fand im Alter von einem Jahr statt, die Folgeuntersuchungen im Alter von vier, sechs und zehn Jahren. Die Forschenden verwendeten als Referenz für die Luftverschmutzung die Luftbelastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid, die am Wohnort der Kinder durchschnittlich gemessen wird.
Untersuchungen zu Feinstaub in der Luft haben eine ähnliche Auswirkung wie Stickstoffdioxid: Atmen Kinder im ersten Lebensjahr erhöhte Feinstaub-Konzentrationen ein, ist das Risiko für eine Erdnussallergie im Alter von vier, sechs und zehn Jahren erhöht.
Um einen Zusammenhang von Luftverschmutzung und Erdnussallergie eindeutig zu belegen, reichen epidemiologische Untersuchungen wie diese bevölkerungsbasierte Studie nicht aus. Erste tierexperimentelle Studien bestätigen jedoch diese Hinweise bereits jetzt. So wurde in der Studie Indoor dust acts as an adjuvant to promote sensitization to peanut through the airway gefunden, dass Hausstaub die Sensibilisierung der Atemwege gegenüber Erdnüssen und die Entwicklung einer Erdnussallergie bei Mäusen fördert. Die Ergebnisse legen nahe, dass Umweltschadstoffe im Hausstaub möglicherweise entscheidende Faktoren für die Entwicklung von Erdnussallergien bei Kindern sind. In der Studie Different airborne particulates trigger distinct immune pathways leading to peanut allergy in a mouse model wurde festgestellt, dass gleichzeitiger Kontakt und / oder Aufnahme von Erdnüssen und Feinstaub bei Mäusen zur Entwicklung spezieller Immunzellen und zu einer Erdnussallergie führt.
Quelle:
Lopez, D.J. et al.: Air pollution linked to having a peanut allergy during childhood. Journal of Allergy and Clinical Immunology, October 2024.
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