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Neue Therapieoption gegen Neurodermitis?

Der Antikörper Fezakinumab richtet sich gegen den Botenstoff Interleukin-22 und kann so Entzündungsreaktionen unterbinden. Eine deutsch-amerikanische Forschergruppe hat den Wirkstoff nun im Rahmen einer klinischen Studie zur Behandlung schwererer Formen des atopischen Ekzems (Neurodermitis) getestet und die Ergebnisse im ‚Journal of the American Academy of Dermatology‘ publiziert.

Der letzte Monatsschwerpunkt beim Allergieinformationsdienst befasste sich mit der Neurodermitis, auch bekannt als atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis. Die Erkrankung wird heute als die Eintrittspforte für die „Karriere“ der Allergiker angesehen, weil oft erst durch die Barrierestörung der Haut eine Sensibilisierung und manifeste Allergie entsteht.

Eine Neurodermitis lässt sich mit heutigen Mitteln nicht heilen, aber gut in den Griff bekommen. Sie ist eine chronische Erkrankung, die chronisch, das heißt auch in symptomfreien Zeiten, behandelt werden muss. Für Patienten bei denen die üblichen Behandlungsmethoden nicht greifen, hat eine aktuelle Studie nun eine weitere Option getestet.

Dazu untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insgesamt 60 Probanden mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis. 40 von ihnen erhielten fünf Mal alle zwei Wochen den Antikörper Fezakinumab als intravenöse Spritze. Die 20 übrigen Probanden erhielten ein Placebo gespritzt. Die Verteilung erfolgte zufällig und weder Ärzte noch Patienten wussten, um welche Behandlung es sich im Einzelfall handelte (sogenannte randomisierte, doppelt verblindete Studie). Nach der 10-wöchigen Behandlungsphase wurden die Patienten für weitere 20 Wochen überwacht.

Die Autoren berichten, dass sich durch den Wirkstoff die Gesamtfläche der von Ekzemen betroffenen Haut verringerte. Zudem verbesserte sich der sogenannte SCORAD-Index, ein Zahlenwert, der sich aus sechs typischen morphologischen Veränderungen bei Neurodermitis zusammensetzt. Vor allem bei schwerer Neurodermitis war die Verbesserung signifikant. Zudem berichten die Autoren von nur geringen Nebenwirkungen im 20-wöchigen Beobachtungszeitraum. Am häufigsten waren Infektionen der oberen Atemwege.

Damit zeigt die Arbeit erstmals die Wirksamkeit und relative Sicherheit einer Behandlung durch Interleukin (IL)-22-Blockade auf. Die Forscher gehen davon aus, dass auch andere Erkrankungen damit behandelt werden könnten, die durch überschüssiges IL-22 verursacht werden. Dieses scheint bei der Entstehung von Ekzemen eine Rolle zu spielen, indem es unter anderem die Hautbarrierefunktion beeinträchtigt. Insbesondere für Patienten mit schwerem atopischen Ekzem und Patienten, bei denen eine Blockade von IL-4 und IL-13 (etwa durch den Antikörper Dupilumab) keinen nennenswerten klinischen Effekt zeigt, scheint dieser Ansatz eine mögliche Therapieoption zu sein. Einschränkend muss die relativ kleine Zahl an Probanden erwähnt werden. In naher Zukunft müssen die Studienergebnisse zudem in Phase 2b und Phase 3 noch weiter untersucht werden.

 

Quellen:

Guttman-Yassky, E. et al.: Efficacy and safety of fezakinumab (an anti-IL-22 monoclonal antibody) in adults with moderate to severe atopic dermatitis inadequately controlled by conventional treatments - A randomized, double-blind, phase 2a trial. In: Journal of the American Academy of Dermatology, 2018, DOI: 10.1016/j.jaad.2018.01.016

UNIKA-T: Studie deutet auf IL-22-Blockade als wirksame Therapieoption beim atopischen Ekzem hin. Pressemitteilung vom 13. Februar 2018