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Lungenfunktionstest bei Allergie
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Provokationstests zur Allergie-Diagnose

Als Provokationstest werden Methoden bezeichnet, bei denen die fraglichen Beschwerden durch die Gabe von Allergenen gezielt hervorgerufen ("provoziert") werden

    Wissenschaftliche Beratung:

    Prof. Dr. Jörg Kleine-Tebbe, Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V.
    Allergie- und Asthma-Zentrum Westend

    Als Provokationstest werden Methoden bezeichnet, bei denen die fraglichen Beschwerden durch die Gabe von Allergenen gezielt hervorgerufen ("provoziert") werden.

      Wissenschaftliche Beratung:

      Prof. Dr. Jörg Kleine-Tebbe, Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V.
      Allergie- und Asthma-Zentrum Westend

      Provokationstest zur Bestätigung der Allergie-Diagnose

      Provokationstests gelten als Bestätigungstests und werden für unterschiedliche Fragestellungen durchgeführt, darunter:

      Was erkennt der Provokationstest?

      In den meisten Fällen dient ein Provokationstest dazu, nachzuweisen beziehungsweise auszuschließen, dass die Beschwerden an dem Organ, an dem die Beschwerden (hauptsächlich) auftreten, oder mehreren Organsystemen durch das vermutete Allergen auslösbar sind. So entsteht größere Sicherheit, insbesondere dann, wenn die übrigen Tests ergebnislos oder nicht eindeutig ausgefallen sind. 

      Zudem ist ein Provokationstest die einzige Möglichkeit, auch nicht-allergische Überempfindlichkeitsreaktionen nachzuweisen. Allerdings sind diese Tests im Vergleich zu den übrigen diagnostischen Methoden (zeit-)aufwändig und nicht immer ungefährlich.

      Am häufigsten wird die Auslösbarkeit durch Inhalationsallergene an

      getestet.

      Zum einen werden die Symptome erfasst, zum anderen werden mit speziellen Geräten provokationsbedingte Veränderungen gemessen, beispielsweise der abnehmende Luftstrom durch die Nase. Auch bei Nahrungs- oder Arzneimitteln können Provokationstests sinnvoll sein. Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie geschieht dies oft im Rahmen einer diagnostischen Diät mit anschließender gezielter Provokation, die meist unter stationären Bedingungen stattfindet. 

      Nasaler Provokationstest

      Beim nasalen Provokationstest wird die Reaktion auf Allergene aus der Luft bei Verdacht auf allergischen (Heu-)Schnupfen direkt an der Nase ausgelöst. Dabei werden Symptome erfasst wie

      • Niesreiz,
      • Fließschnupfen oder
      • Anschwellen der Nasenschleimhaut mit behinderter Nasenatmung.

      Zusätzlich misst man etwa zehn Minuten nach Einbringen einer Testlösung in die Nase, inwieweit der Luftstrom beim Atmen eingeschränkt wird. Letzteres erfolgt mittels der sogenannten Rhinomanometrie, einer Methode zur Messung des Luftwiderstands beim Atmen durch die Nase. Dazu erhält die Testperson eine spezielle Atemmaske. Während ein Nasenloch mit einem Schaumstoffstöpsel verschlossen wird, kann die jeweils andere Seite gemessen werden.

      Konjunktivaler Provokationstest

      Beim konjunktivalen (Bindehaut-)Provokationstest testet man die Reaktion auf Allergene aus der Luft bei allergischer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) der Augen. Hierbei wird die Testlösung in den unteren Bindehautsack geträufelt und die Reaktion, wie Juckreiz, Augentränen und zunehmende Rötung nach zirka zehn Minuten beurteilt. 

      Inhalativer Provokationstest

      Beim inhalativen Provokationstest mit Lungenfunktionsprüfung wird die Reaktion der tiefen Atemwege (Bronchien) auf Allergene aus der Luft (Inhalationsallergene) bei allergischem Asthma gemessen. In der Allergologie werden zumeist die Spirometrie oder die Ganzkörper- (Body-)Plethysmographie eingesetzt. 

      Video: Lungenfunktionstest - so lässt sich Asthma feststellen

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      Nahrungsmittelprovokation

      Beim Nahrungsmittelprovokationstest wird das zu testende Lebensmittel oral verabreicht, also durch den Mund aufgenommen und geschluckt. Die Testung dient dazu, unverträgliche Nahrungsmittel aufzudecken, um diese künftig meiden zu können - oder auszuschließen, dass bestimmte Lebensmittel für die Symptome verantwortlich und zu meiden sind.

      • Da schrittweise zunehmende Portionen verabreicht werden, sind Nahrungsmittelprovokationen zumeist sehr aufwändig.
      • Sie sollten möglichst mit Kontrolle durch ein Scheinpräparat (Placebo) und sofern erforderlich doppelblind (das heißt weder der Patient/die Patientin noch das testende Personal wissen, ob es sich um das Testpräparat oder das Placebo handelt) durchgeführt werden.
      • Man spricht auch von doppelblinder, Placebo-kontrollierter Provokation (DBPCFC, englisch „double-blind placebo-controlled food challenge“). Nur so kann man davon ausgehen, dass subjektive Einflussfaktoren durch die beteiligten Personen selbst weitgehend ausgeschaltet werden.
      • Häufig beginnt man mit einer sehr geringen Menge des verdächtigen Nahrungsmittels, um dann die Dosis schrittweise zu steigern. Lebensmittelprovokationen sind oft Bestandteil einer diagnostischen Diät. 

      Negativexposition statt Provokation

      Eine sogenannte Negativexposition ist dann sinnvoll, wenn der Arzt im Gegensatz zum Patienten keine Allergie vermutet und den Verdacht ausschließen möchte. Diese Form der Provokation ist mit weniger Risiko verbunden und kann daher auch ambulant durchgeführt werden. Der Aufwand ist allerdings nicht unerheblich; daher wird diese Möglichkeit des Ausschlusses einer vermuteten Allergie selten angeboten. 

      Provokationstestung mit Arzneimitteln

      Gerade bei Verdacht auf eine Arzneiüberempfindlichkeit ist die Aussagekraft von Haut- und Labortest oft begrenzt. Deshalb bleibt in solchen Fällen oft nur die Provokationstestung, um die Diagnose zu sichern.

      Bei Medikamenten, die in der Medizin verbreitet eingesetzt werden (zum Beispiel Lokalanästhetika oder Entzündungshemmer), dient der Provokationstest aber häufig auch dazu, ein Ausweichpräparat zu finden. Wenn es von der betroffenen Person vertragen wird, kann es im Bedarfsfall als passendes Medikament zukünftig problemlos angewendet werden.

      • Wegen des möglichen Risikos einer gefährlichen oder sogar lebensbedrohlichen Reaktion muss man bei einer Arzneimittel-Provokation sehr sorgfältig vorgehen und in jedem einzelnen Fall zwischen Nutzen und Risiko abwägen.
      • Die Art der Verabreichung entspricht der üblichen Anwendungsweise des Arzneimittels (zumeist oral oder als Injektion).
      • Wenn der Arzneistoff oral (über den Mund) eingenommen wird, verläuft die praktische Durchführung ähnlich wie beim Nahrungsmittelprovokationstest.

      Auch hier gilt die Negativexposition als gutes Mittel, um den Allergieverdacht gegen ein vermutetes, aber wahrscheinlich unverdächtiges Arzneimittel überzeugend auszuschließen. Dieses Vorgehen ist gefahrloser als eine Positivexposition mit der Möglichkeit einer allergischen Reaktion. Trotzdem wird es in der Praxis selten durchgeführt. So besitzen viele Patienten Allergiepässe, deren Eintragungen nie durch eine Provokationstestung bestätigt wurden. Das schafft Unsicherheit und kann die Betroffenen ängstigen. Experten empfehlen daher, Positiv- und insbesondere Negativexpositionen häufiger durchzuführen, um einen unbegründeten Allergieverdacht zu entkräften.

      Insektenstich-Provokation

      Die Insektenstich-Provokation ist eine besondere Form des Provokationstests. Dabei wird ein Stich durch das die Allergie verursachende Insekt (zumeist Biene oder Wespe) provoziert. Wegen des Risikos einer lebensbedrohlichen allergischen Reaktion darf eine solche Maßnahme nur in einer Klinik unter ärztlicher Aufsicht und Notfallbereitschaft erfolgen.

      Die Stichprovokation dient ausschließlich dazu, den Erfolg einer spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung) und damit deren Schutzwirkung gegen das Insektengiftallergen zu überprüfen. Sie wird zwischen sechs und zwölf Monate nach Beginn der Hyposensibilisierung durchgeführt. Die Erfolgskontrolle der Insektengift-Immuntherapie ist mit Haut- oder Labortests nicht zuverlässig möglich. 

      Quellen

      Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

      • Biedermann, T. et al. (Hrsg., 2016): Allergologie. Springer, Berlin/Heidelberg, 2. Aufl., ISBN9783642372025 
      • Brockow K et al.: S2k-Leitlinie Allergologische Diagnostik von Überempfindlichkeitsreaktionen auf Arzneimittel. In: Allergo J Int 2015; 24: 95 (Letzter Abruf: 30.07.2018)
      • Deutsche Dermatologische Gesellschaft et al. (Hrsg.):  S1-Leitlinie Durchführung des Epikutantests mit Kontakt-Allergenen. In: AWMF-Leitlinien-Register Nr. 013/018 (Gültigkeit abgelaufen)
      • Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI, Hrsg.) et al.: S1-Leitlinie In-vitro-Allergiediagnostik. In: AWMF-Leitlinien-Register Nr. 061/017 (Gültigkeit abgelaufen)
      • EAACI Molecular Allergology Users's Guide 2016
      • Henzgen, M et al.: S1-Leitlinie Hauttestungen mit Nahrungsmittelallergenen (PDF). In: Allergo Journal 2008; 17: 401–6 (Letzter Abruf: 30.07.2018)
      • Kleine-Tebbe, J., Jakob Thilo (Hrsg.): Molekulare Allergiediagnostik. Springer Verlag 2015
      • Trautmann, A., Kleine-Tebbe, J. (2013): Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme. Allergene – Diagnostik – Therapie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2. Aufl., ISBN 978-3-13-142182-1
      • Przybilla B et al.: Leitlinie Diagnose und Therapie der Bienen- und Wespengiftallergie. In: Allergo J 2011; 20: 318-339. Entwicklungsstufe S2, AWMF-Leitlinien-Register N. 061/020 (Gültigkeit abgelaufen)

      Letzte Aktualisierung: 28.01.2019