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Latexhandschuh
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Latexallergie

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Dennis Nowak, Klinikum der Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin

E-Mail: dennis.nowak@med.uni-muenchen.de

Dr. Caroline Quartucci, Klinikum der Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin

E-Mail: caroline.quartucci@med.uni-muenchen.de

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Prof. Dr. Dennis Nowak, Klinikum der Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin

E-Mail: dennis.nowak@med.uni-muenchen.de

Dr. Caroline Quartucci, Klinikum der Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin

E-Mail: caroline.quartucci@med.uni-muenchen.de

Latexallergie - Was ist das?

Bei einer Latexallergie reagiert das Immunsystem übermäßig auf den Saft des Kautschukbaumes beziehungsweise auf daraus hergestellte Produkte. Menschen, die häufig Kontakt mit solchen Produkten haben, sind daher besonders häufig davon betroffen. Die Latexallergie tritt daher oft im beruflichen Kontext auf – etwa bei medizinischem Personal.

Was ist Latex?

Latex ist der milchige Saft des Kautschukbaumes (Hevea brasiliensis), in Deutschland auch als Gummibaum bekannt. Während der Kautschukernte wird der Baum angeschnitten, der Saft läuft heraus. Nach einigen chemischen Verarbeitungsschritten wird daraus einer der Grundstoffe industrieller Produktion – Gummi.

Formen der Latexallergie

Es gibt zwei Formen der Latexallergie:

  • Soforttyp-Allergie: Sind Eiweiße im Naturlatex der verursachende Stoff, so entsteht eine Allergie vom Soforttyp. Das heißt, die Betroffenen sensibilisieren sich durch den Erstkontakt mit dem Allergen. Bei einem weiteren Kontakt tritt die allergische Abwehrreaktion dann binnen Minuten ein. Erste Latexallergie-Symptome betreffen häufig die Atemwege, seltener die Haut. Dabei entstehen dann juckende Quaddeln, die sogenannte Nesselsucht (Urtikaria).
  • Spättyp-Allergie (Kontaktallergie): Wenn Zusatzstoffe, die dem Naturlatex im Laufe der Produktion beigemischt werden, die Allergie auslösen, entsteht eine Allergie vom Spättyp. Sie macht sich durch Hautausschläge (Ekzeme) bemerkbar und tritt erst mehrere Stunden oder Tage nach dem Latex-Kontakt auf. Man bezeichnet diese Reaktion auch als Kontaktallergie.

Entstehung der Latexallergie

Über die Atemwege und die Schleimhäute können Eiweißbestandteile des Naturlatex das Immunsystem aktivieren. Beim Erstkontakt wird das Immunsystem sensibilisiert. Kommt es zu einem weiteren Kontakt, „erkennen“ die spezifischen IgE-Antikörper das Latexallergen und können die Immunabwehr auslösen.

Bislang sind 15 Allergene des Naturlatex identifiziert. Besonders häufig war in den 1990er Jahren der Sensibilisierungsweg über gepuderte Latexhandschuhe. Durch den Hautschweiß konnten sich die wasserlöslichen Latexallergene an das Puder binden, wurden beim An- und Ausziehen der Handschuhe in der Luft verteilt und von den Beschäftigten eingeatmet.

Die Gefahr, dass Latex zum Auslöser einer Kontaktallergie wird, entsteht im Laufe der Produktion von elastischem Gummi aus Naturlatex. Dies geschieht in einem chemischen Prozess, der Vulkanisation. Dabei wird aus Naturkautschuk das elastische Gummi. Einer der wirksamsten Beschleuniger dieses Prozesses sind hinzugesetzte Thiurame oder Thirame. Sie können beim Menschen Hautsymptome verursachen.

Schutzmaßnahmen greifen nur teilweise

Ein Bündel an Maßnahmen sorgte in den 1990er Jahren dafür, dass die Latexallergie aus den Schlagzeilen verschwand. So ist es nicht mehr erlaubt, Latexhandschuhe zu pudern. Außerdem sind deutsche Arbeitgeber seit Ende 1997 verpflichtet, Naturlatex-Handschuhe gegen allergenarme oder latexfreie Produkte auszutauschen. Das hat einen wesentlichen Faktor bei der Allergieentstehung zurückgedrängt – zumindest, was die medizinischen Berufe betrifft.

Die zulässige Menge der Thiurame wurde begrenzt. Hersteller mussten sie gegen weniger Allergie-erzeugende Substanzen austauschen. Das hat einen spürbaren Rückgang der Kontaktallergien vom Spättyp bewirkt.
Aktuelle Studien zeigen den, durch die ergriffenen Schutzmaßnahmen bedingten Rückgang der Latexallergien in den meisten westlichen Ländern an. In anderen Ländern, in denen bisher keine oder nur wenig Schutzmaßnahmen betrieben werden, ist die Latexallergie jedoch weiterhin ein Problem.

Synthetischer Kautschuk als Alternative

Heute werden mehr als 60 Prozent des Bedarfs mit synthetischem Kautschuk gedeckt. Dieser enthält keine Proteine, was die Allergieproblematik – bis auf seltene Hautausschläge – fast eliminiert. Trotzdem steigt parallel dazu auch die Produktion an Naturkautschuk weiter an. Denn im Vergleich mit dem Naturprodukt gibt es bei synthetischem Latex Probleme mit Qualität, Haltbarkeit und den verwendeten Chemikalien.

Es gibt etwa 40.000 Konsumartikel, die Naturlatex enthalten und somit bei sensibilisierten Personen die Latexallergie auslösen können. Durch Änderungen im Herstellungsprozess ließe sich auch hier Einiges steuern. Wenn das Rohmaterial schnell verarbeitet wird, bleiben mehr potentiell allergene Proteinreste zurück als bei älterem und häufiger gewaschenem Material.

Symptome der Latexallergie

Es gibt zwei Arten der Latexallergie. Beim Soforttyp (Typ 1) erreicht das Allergen das Immunsystem primär über die Atemwege. Die Symptome können sein:

Wichtiges Indiz ist, dass diese Symptome unmittelbar bis etwa eine Stunde nach dem Kontakt mit einem latexhaltigen Gegenstand auftreten. Im Extremfall kommt es zu Blutdruckabfall, Kreislaufproblemen bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock.

Latexallergie-Symptome an der Haut

Beim Spättyp (Typ 4) erreicht das Latex-Allergen das Immunsystem primär über die Haut. Typische Symptome sind Hautrötung, Bildung von Blasen oder Hautknötchen (Papeln) und Juckreiz.

Die Symptome der Latexallergie vom Spättyp treten verzögert auf, meist mehr als zwölf Stunden nach Kontakt mit dem Allergen. Kommt die Haut danach weiterhin regelmäßig mit dem Allergen in Berührung, wird das Ekzem chronisch. Die Haut verdickt sich, schuppt und wird trocken und rissig.

Je nach Schwere der Latexallergie-Symptome können diese in vier Stadien eingeteilt werden:

Quelle: Raulf, M.: Naturlatexallergie. In: Letzel, Nowak (Hrsg.): Handbuch der Arbeitsmedizin, 43. ergänzende Lieferung 12/2016
Stadium

Symptome

Stadium 1Rötung (Erythem) und Quaddel nur in dem Bereich, der mit dem Allergen direkt in Kontakt war
Stadium 2Urtikaria (Quaddeln, Juckreiz, Schwellungen und Rötung) am gesamten Körper
Stadium 3Urtikaria und Asthma bronchiale
Stadium 4Urtikaria und anaphylaktische Reaktion

 

Mögliche Kreuzreaktionen

Bei einer Allergie gegen Naturlatex sind vielfältige Kreuzallergien möglich.

Kreuzreaktionen mit Nahrungsmitteln – das Latex-Frucht-Syndrom

Naturlatex weist eine ähnliche Eiweißstruktur auf wie eine Reihe von Nahrungsmitteln. Daher können bei Menschen, die bereits gegen Latex-Allergene sensibilisiert sind, plötzlich auch beim Essen allergische Symptome auftreten. Dieses Phänomen betrifft etwa 30 bis 40 Prozent aller Latexallergikerinnen und -allergiker. Das Krankheitsbild ist so häufig, dass es einen eigenen Namen bekommen hat: Latex-Frucht-Syndrom.


Eine Kreuzallergie kann zum Beispiel bei folgenden Nahrungsmitten auftreten:

  • Kohlenhydratlieferanten (Kartoffel, Buchweizen, Esskastanie)
  • Gemüse (Tomate, Sellerie, Paprika)
  • Obst (Banane, Kiwi, Pfirsich, Feige, Passionsfrucht, Papaya, Ananas, Mango, Honig- und Wassermelone, Avocado, Dattel)
  • Nüsse (Haselnuss, Walnuss, Cashewnuss)

Auch umgekehrt sind Kreuzallergien möglich: Menschen, die gegen eines oder mehrere der genannten Nahrungsmittel allergisch reagieren, können zusätzlich eine Latexallergie entwickeln.

Kreuzreaktionen mit Pflanzen

Auch mit anderen Pflanzen sind Kreuzreaktionen möglich, zum Beispiel mit diesen Gewächsen:

  • Ficus benjamini (Birkenfeige)
  • Gummibaum
  • Hanf
  • Korallen-Wolfsmilch
  • Maulbeerbaum
  • Immergrün
  • Oleander
  • Weihnachtsstern
  • Christusdorn

Verbreitung der Latexallergie

Studien zeigen weltweit eine große Schwankungsbreite von Latexallergien und -sensibilisierungen, abhängig auch von den Möglichkeiten, Alternativprodukte zu beschaffen. So ergab sich im Iran eine Rate von 17,9 Prozent an Latexallergikerinnen und -allergikern unter den Angehörigen medizinischer Fachberufe. In den USA waren nur fünf Prozent aller Angehörigen dieser Berufsgruppe betroffen. Im weltweiten Durchschnitt reagieren 9,7 Prozent aller Angehörigen medizinischer Berufe allergisch auf Latex; weitere 12,4 Prozent sind sensibilisiert. Für Deutschland gibt es keine aktuellen Zahlen.

Die Gefahr einer Latexallergie ist in medizinischen Berufen auch heute noch höher als in der Gesamtbevölkerung ohne berufsbedingten Kontakt mit Latex-Produkten. Dort wird mit etwa 2, nach anderen Angaben bis zu 6 Prozent Betroffenen gerechnet.

Schutzmaßnahmen in der Medizin zeigen Wirkung

Angehörige medizinischer Berufe kommen besonders häufig mit Latex-Produkten in Berührung. Geeignete Schutzmaßnahmen, insbesondere die Vorschrift, auf ungepuderte, allergenarme oder latexfreie Handschuhe umzustellen, führte im medizinischen Bereich zu einem fast vollständigen Rückgang der Meldungen eines Verdachts auf eine Berufskrankheit durch Latex.

Sensibilisierung im Krankenhaus

Weitaus höher liegt die Rate immer noch bei Menschen mit Krankheiten oder Operationen, die einen häufigen Kontakt mit medizinischen Latexprodukten nach sich ziehen. Häufig zitiert wird das Beispiel der Patientinnen und Patienten mit Spina bifida. Bei dieser angeborenen Fehlbildung spalten sich die Wirbelkörper und Teile des Rückenmarks sowie des Nervengewebes liegen frei. Die Betroffenen müssen schon als Babys oft mehrfach operiert werden. Unter ihnen lag die Zahl der gegen Latex Sensibilisierten zu Beginn des Jahrhunderts noch bei über 70 Prozent; aktuelle Studien verzeichnen in Deutschland 47 Prozent.

Die Präventionsmaßnahmen waren also bereits erfolgreich, aber das Niveau der Sensibilisierung bleibt hoch. Gefährdet sind auch andere Patientengruppen. So ergab zum Beispiel eine italienische Studie, dass 5,1 Prozent der Frauen nach einem Kaiserschnitt eine Latexallergie entwickelten.

Auch Patienten mit urologischen Erkrankungen, die wiederkehrend die Anlage von Blasenkathetern erfordern, haben ein erhöhtes Risiko.

Risikofaktoren der Latexallergie

Im medizinischen und zahnmedizinischen Umfeld ist das Risiko für eine Latexallergie auch heute noch vergleichsweise hoch. So zeigen neuere Studien, dass die verpflichtende Einführung allergenarmer, ungepuderter Latexhandschuhe das Risiko zwar senkt, eine Sensibilisierung aber nicht vollständig verhindert.

Auch zahlreiche andere medizinische Gebrauchsgegenstände enthalten Latex. Dazu gehören Kompressionsbinden und -strümpfe, Blasenkatheter, Urinbeutel und Darmrohre sowie Manschetten von Blutdruckmessgeräten und Abdrucklöffel zum Anfertigen von Zahnprothesen.

Wegen des Risikos von Kreuzreaktionen sollten auch Menschen, bei denen bereits bestimmte Nahrungsmittelallergien festgestellt wurden, beim Umgang mit Latex vorsichtig sein.

Weitere Risikogruppen sind:

  • Pflegebedürftige
  • Beschäftigte in der Kautschukindustrie
  • Raumpflegekräfte
  • Friseurinnen und Friseure
  • Gärtnerinnen und Gärtner
  • Beschäftigte in Metzgereien
  • Betroffene mit Handekzemen, zum Beispiel bei einer Neurodermitis (atopischem Ekzem)
  • Menschen mit Spina bifida
  • Menschen mit urologischen Erkrankungen, die wiederkehrend die Anlage von Blasenkathetern erfordern

Risikofaktoren im Alltag

Im Alltag gibt es kaum eine Möglichkeit, nicht mit Latex in Berührung zu kommen. Das Material steckt in einer Vielzahl von Alltagsgegenständen wie

  • Haushaltshandschuhen,
  • in der Klebegummierung von Briefmarken,
  • in Luftballons, Luftmatratzen, Dichtungen,
  • Radiergummis, Schnullern, Kaugummis,
  • Windeln, (Unter-)Hosengummis,
  • Kondomen und
  • Büstenhaltern.

Das ist nur eine kleine Auswahl. In der Regel verursachen diese Gegenstände keine Sensibilisierung. Dafür sorgen bestimmte Verarbeitungsprozesse. Dennoch können sie allergische Reaktionen bei Menschen auslösen, die bereits sensibilisiert sind.

Diagnose

Es gibt ein paar Verdachtsmomente, die auf eine Latexallergie hindeuten. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Missempfindungen beim Tragen von Gummihandschuhen
  • Missempfindungen (Jucken, Schwellungen) beim Geschlechtsverkehr mit Kondomen
  • Unverträglichkeiten bei exotischen Früchten wie Banane, Kiwi oder Avocado
  • geschwollene Lippen nach dem Aufblasen von Luftballons

Bei diesen Anzeichen sollten Sie sich einen Termin bei einer Allergologin oder einem Allergologen geben lassen. Er oder sie wird als erstes ein ausführliches Gespräch mit Ihnen führen.

Tests zur Diagnose der Latexallergie

Ein Bluttest zeigt, ob der Gehalt an auf das Erkennen von Latexallergenen spezialisierten IgE-Antikörpern im Blut erhöht ist. Dies ist jedoch kein Zeichen, dass es sich tatsächlich um eine symptomatische Latexallergie handelt. Umgekehrt gibt es – selten – Fälle, in denen die spezifischen IgE-Antikörper nicht nachweisbar sind, obwohl eine Allergie besteht.

Früher erfolgte ein Hauttest zur weiteren Abklärung,  der so genannte Pricktest. Dabei wird eine Allergenlösung auf die Haut geträufelt und die Haut an dieser Stelle leicht angeritzt. Liegt eine Latexallergie vor, zeigt sich an der entsprechenden Stelle eine Hautreaktion, zum Beispiel eine Rötung, Schwellung, Juckreiz oder Quaddeln.

Allergenlösungen für den Pricktest auf eine Latexallergie werden aktuell in der EU und den USA nicht mehr kommerziell vertrieben. Laut aktuellen Angaben der Hersteller wird sich an dieser Situation in absehbarer Zeit nichts ändern.

Ein weiteres Verfahren, um eine Latexallergie festzustellen, ist daher ein Provokationstest. Reagiert eine Person bei Hautkontakt mit Latex mit allergischen Symptomen (Kontaktallergie), wird ein Epikutantest durchgeführt. Dafür trägt der oder die Betroffene etwa 20 Minuten lang einen Latexhandschuh.

Zur Abklärung eines allergischen Asthma bei Menschen mit Latexallergie wurden früher gepuderte Latexhandschuhe verwendet, um einen Provokationstest an den Atemwegen möglich zu machen. Diese Handschuhe sind ebenfalls in der EU und den USA nicht mehr kommerziell erhältlich, sodass dieser Baustein in der Diagnostik nicht mehr durchgeführt werden kann.

Behandlung

Wie wird eine Latexallergie behandelt? Kurz gesagt: Es gibt bislang keine ursächliche Therapie gegen die Latexallergie. 

Im Gegensatz zu anderen Allergien wurde noch keine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) für Latexallergie-Betroffene auf den Markt gebracht. So bleibt nur der Weg, das Latex-Allergen so weit wie möglich zu meiden. Bei 40.000 Alltagsprodukten, in denen Naturlatex enthalten ist, kann das bei hochgradig allergischen Personen im Alltag vereinzelt auch einmal Schwierigkeiten bereiten.

In vielen Berufen, insbesondere in der Medizin, gibt es latexfreie Alternativen für zahlreiche Gegenstände vom Handschuh bis zum Blasenkatheter.

Menschen mit Latexallergie haben ein Recht auf eine latexfreie Umgebung am Arbeitsplatz. Sie sollten die Unterstützung der Betriebsärztin oder des Betriebsarztes suchen und im Gespräch mit den Vorgesetzten die Situation schildern, um gemeinsam Wege zu finden, die Arbeitsumgebung möglichst latexfrei zu gestalten. In schweren Fällen hilft aber nur ein Berufswechsel.

Latex dauerhaft vermeiden

Durch konsequentes Vermeiden von Latex am Arbeitsplatz kann nachweislich die Rate an Sensibilisierungen deutlich gesenkt werden. Allerdings sind bei bereits sensibilisierten Personen Latex-spezifische IgE-Antikörper noch mindestens fünf Jahre lang vorhanden. Daher ist es ratsam, Latex dauerhaft zu vermeiden.

Betroffene, die bereits einmal systemische Reaktionen gegen Naturlatex gezeigt haben, sollten einen Allergiepass, in dem sämtliche Allergien aufgelistet sind, bei sich tragen. Sinnvoll ist auch ein spezielles Armband, das medizinische Helferinnen und Helfer im Notfall auf die Latexallergie hinweist.

Es ist unbedingt notwendig, vor jeder ärztlichen oder zahnärztlichen Behandlung sowie im Krankenhaus das Personal über die Latexallergie zu informieren. Stellen Sie sicher, dass eine latexfreie Behandlung gewährleistet ist. Denn bei einer Operation gelangt das Allergen mit dem Blut direkt in den Organismus. Schwere systemische Reaktionen noch während des Eingriffs könnten die Folge sein.

Vorbeugung

Wie kann man einer Latexallergie vorbeugen? Die einzige wirksame Strategie gegen eine Latexallergie ist, den Kontakt mit Stoffen, die aus Naturlatex hergestellt sind oder diesen enthalten zu vermeiden.

Da Latex in etwa 40.000 Alltagsprodukten vorkommt, kann dies nur funktionieren, wenn es Ersatzmaterialien gibt und eine verpflichtende Kennzeichnung die Verbraucher und Verbraucherinnen darauf hinweist, dass sie ein Produkt mit Latex-Gehalt vor sich haben.

Warnhinweis für Latex

In Deutschland hat das Bundesamt für Risikobewertung einen solchen Warnhinweis vorgeschrieben. Die Regelung gibt jedoch nicht vor, wo am Produkt dieser Hinweis angebracht sein muss. Experten warnen, dass dies oft an einer unübersichtlichen Stelle hinten am Produkt geschieht, während vorne gut sichtbar mit irreführenden Bezeichnungen wie „allergenarm“ geworben wird.

Für Menschen, die bereits gegen Latex-Allergene sensibilisiert sind oder systemische Reaktionen gezeigt haben, reicht „allergenarm“ nicht aus. Sie brauchen ein komplett latexfreies Produkt.

Forschungsansätze zur Latexallergie

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versuchen seit vielen Jahren, eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) gegen Naturlatex zu entwickeln – bisher ohne durchschlagenden Erfolg. Die getesteten Substanzen in einigen kleinen Studien verursachten entweder zu viele Nebenwirkungen oder konnten nur einen Teil der Latexallergie-Symptome lindern.

In einer Therapiestudie wurde gefragt, ob die Bildung spezifischer IgE-Antikörper gegen gentechnisch hergestellte Latexallergene bei durch Latex hervorgerufenem Berufsasthma sich zur Prognose einer erfolgreichen spezifischen Immuntherapie eignet. Im Ergebnis war die Verabreichung gentechnisch erzeugter Allergene anderen Testmethoden überlegen. Dies hilft Medizinerinnen und Medizinern einzuschätzen, welche ihrer Patientinnen und Patienten von einer spezifischen Immuntherapie profitieren würden.

Latex-Ersatzstoff mit geringem Allergie-Potential

Neben der Entwicklung neuer Ansätze zur Behandlung der Latexallergie wird an einem natürlichen Ersatzstoff für Latex geforscht. Yulex, ein Extrakt aus dem südamerikanischen Guayule-Strauch, verfügt über einen sehr geringen Proteingehalt und daher über ein sehr niedriges allergenes Potential. Versuche mit diesem Stoff wurden schon in den 1930er Jahren durchgeführt, nach dem Krieg aber eingestellt.

Schließlich hat Yulex im Jahr 2007 die Zulassung von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) bekommen, setzt sich aber am Markt nur langsam durch. Seit 2012 laufen in den USA Forschungen zum Einsatz des Materials in Autoreifen und als Biotreibstoff. Im Handel erhältlich sind dort seit kurzem Handschuhe und Zahndämme als Medizinprodukte, Matratzen und Kissen sowie Surf- und Taucheranzüge aus Yulex. In Deutschland ist es noch ein unbekanntes Nischenprodukt. Seit September 2016 sind Surf- und Taucheranzüge aus Yulex im Handel.

Quellen

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

  • Allmers, H. et al.: Decreasing incidence of occupational contact urticaria caused by natural rubber latex allergy in German health care workers. In: J Allergy Clin Immunol, 2004, 114 (2): 347-351

  • Allmers, H. et al.: Primary prevention of natural rubber latex allergy in the German health care system through education and intervention. In: J Allergy Clin Immunol, 2002, 110 (2): 318-323

  • Arbeitskreis "Krankenhaus- & Praxishygiene" der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): S1-Leitlinie Handschuhe zur Infektionsprophylaxe im Gesundheitswesen: Anforderungen. In: AWMF-Leitlinien-Register Nr. 029/021
  • Bundesamt für Risikobewertung (BfR). Allergien durch verbrauchernahe Produkte und Lebensmittel. (PDF)  Stellungnahme Nr. 001/2007 vom 27.09.2006
  • Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien - Allergieportal. (eingestellt am 31.12.2012)
  • Chi Kang-Chen, F., Niggemann, B. et al: Condoms are not a risk factor for sensitization to latex. In: Contraception, Vol. 66 (6): 431-441
  • Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.: Handschuhe mit Latex und Duftstoffen. In: Allergie konkret 3/2013, S. 27
  • Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.: Latexallergie  (letzter Abruf: 20.08.2020)
  • Fett, D. et al.: Occupational allergies caused by latex. In: Immunol Allergy Clin N Am, 2003, 23: 205-219
  • Kelly, K.J. et al.: „Prevention of IgE Sensitization to Latex in Health Care Workers After Reduction of Antigen Exposures“, in: J Occup Environ Med. 2011 Aug; 53(8): 934-40
  • Kinderumwelt gGmbH: Latex  (letzter Abruf: 20.08.2020)
  • Korn, M.: Die Austauschpflicht ist rechtsverbindlich. In: Deutsches Ärzteblatt 97,11, 17.März 2000
  • Nettis, E. et al.: Latex immunotherapy: state of the art. In: Ann Allergy Asthma Immunol. 2012 Sep;109 (3): 160-165
  • Niggemann, B.: Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. Hrsg.: Leitlinie „Latexallergie“. In: Pädiatrische Allergologie 2000, 4: 12
  • Pfaar, O. et al.: S2k-Leitlinie zur (allergen-) spezifi­schen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. In: Allergo J Int 2014; 23: 282-319 (Leitlinie in Überarbeitung)
  • Phaswana, S., Naidoo, S.: The prevalence of latex sensitisation and allergy and associated risk factors among healthcare workers using hypoallergenic latex gloves at King Edward VIII Hospital, KwaZulu-Natal South Africa: a cross-sectional study In: BMJ Open 2013; 3 (12)
  • Raulf-Heimsoth, M. et al.: Latex-Typ 1-Allergie: Risikoevaluierung unter besonderer Berücksichtigung der kreuzreagierenden Proteine in Nahrungsmitteln. Forschungsbericht im Rahmen des Programms Umwelt und Gesundheit, Baden-Württemberg, Juli 1999
  • Raulf, M.: The Latex Story, in: Chem. Immunol. Allergy, Heft 100, 248-255
  • Raulf, M.: Naturlatexallergie. In: Letzel, Nowak Hrsg: Handbuch der Arbeitsmedizin, 43. ergänzende Lieferung 12/2016, 59-66
  • Raulf, M.: „Current state of occupational latex allergy.” In: Curr Opin Allergy Clin Immunol, 2020, 20 (2): 112-116
  • Renz H. et al.: S1-Leitlinie In-vitro-Allergiediagnostik. In: Allergo J 2010; 29: 110-128 (abgelaufen)
  • Rueff, F., Przybilla, B.: Soforttypallergie gegen Naturlatex. In: Allergo J. Vol. 8, 5/99
  • Skudlik, C. et al.: Beurteilung der Auswirkungen einer Allergie gegenüber Naturgummilatex bei der Minderung der Erwerbsfähigkeit im Rahmen der BK 5101. In: Dermatologie in Beruf und Umwelt, Jg. 58, Nr. 2/2010, 54-60
  • Smith, A.: „Percutaneous reactivity to natural rubber latex proteins persists in health-care workers following avoidance of natural rubber latex“, In: Clin Exp Allergy. 2007 Sep; 37(9) :1349-56
  • Smith, D.M., Freeman, T.M.: Sublingual Immunotherapy for Other Indications: Venom Large Local, Latex, Atopic Dermatitis, and Food. In: Immunol Allergy Clin N Am, 2020, 40: 41-57

  • Vandenplas, O. et al.: The role of allergen components for the diagnosis of latex-induced occupational asthma. In: Allergy 2016; 71: 840-849
  • World Allergy Organization: Latex Allergy Diagnosis and Management (letzter Abruf: 20.08.2020)
  • Worm, M. et. al.: S1-Leitlinie Nahrungsmittelallergie infolge immunologischer Kreuzreaktivitäten mit Inhalationsallergenen. In: Allergo J Int 2014; 23: 1-16
  • Worm, M. et al.: S2k-Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien. In: Allergo J Int 2015; 24: 256-293
  • Wu, M. et al.: Current prevalence rate of latex allergy: Why it remains a problem? In: J Occup Health 2016; 58: 138-144

Letzte Aktualisierung: 20. August 2020