Spezifische Immuntherapie kann allergisches Asthma günstig beeinflussen
Durch eine allergenspezifische Immuntherapie lassen sich Symptome und Medikamentenverbrauch bei allergischem Asthma bronchiale wesentlich reduzieren. Darauf weisen Ergebnisse einer Übersichtsarbeit mit Auswertung zahlreicher Studiendaten hin.
Verfügbare Asthma-Medikamente können Symptome und aktive Entzündungsprozesse eines allergischen Asthma bronchiale sehr effektiv kontrollieren. Sie beeinflussen jedoch nicht die zugrunde liegende Störung der Immunantwort. Somit können sie das Fortschreiten der Erkrankung nur eingeschränkt kontrollieren. Die spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) ist die einzige Behandlungsoption, die bei den Ursachen allergischer Erkrankungen ansetzt und damit sowohl neue Sensibilisierungen als auch ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern kann. Während die Wirksamkeit einer allergenspezifischen Immuntherapie bei allergischer Rhinitis (Heuschnupfen, Hausstaubmilbenallergie) gut belegt ist, ist die Datenlage in Bezug auf allergisches Asthma bronchiale noch weniger eindeutig. Die internationale Fachgesellschaft European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) erarbeitet derzeit eine Leitlinie zur spezifischen Immuntherapie bei allergischem Asthma.
Im Rahmen der Leitlinienentwicklung hat eine internationale Arbeitsgruppe die vorhandenen Daten in einer Übersichtsarbeit (Metaanalyse) ausgewertet und die Ergebnisse dazu in der Zeitschrift ‚Allergy‘ veröffentlicht. Ziel war es, Wirksamkeit, Kosten-Nutzen-Verhältnis und Verträglichkeit/ Sicherheit einer spezifischen Immuntherapie bei Patienten mit allergischem Asthma bronchiale zu untersuchen. In die Analyse gingen die Daten von insgesamt 98 Studien ein, darunter 89 randomisierte doppelblinde Studien mit 7.413 Asthma-Patienten. 54 Studien untersuchten eine subkutane (mittels Injektion durchgeführte) Immuntherapie (2.305 Patienten) und 34 eine sublinguale (als Tabletten oder Tropfen verabreichte) Immuntherapie (5.108 Patienten); in einer Studie wurden beide Methoden miteinander verglichen. Unter den Teilnehmern waren sowohl Erwachsene als auch Kinder.
Die Hauptauswertung ergab, dass kurzfristig (das heißt während der Behandlung) auftretende Symptome wie auch die Anwendung von Asthma-Medikamenten durch die spezifische Immuntherapie wesentlich reduziert werden konnten. Die subkutane Anwendungsweise (SCIT) schnitt dabei gegenüber der sublingualen (SLIT) etwas besser ab. Weiter fanden die Wissenschaftler heraus, dass eine SCIT die Lebensqualität verbessern und die allergenspezifische Übererregbarkeit (Hyperreagibilität) der Atemwege vermindern konnte. Diese Effekte ließen sich für die SLIT nicht nachweisen. Ergebnisse zu Auswirkungen auf Asthmakontrolle und -schübe (Exazerbationen), Lungenfunktion und unspezifische Übererregbarkeit der Atemwege waren nicht einheitlich. Ähnliches galt für die längerfristige Wirksamkeit nach Beenden der Immuntherapie.
Beide Verfahren gingen mit einem mäßig erhöhten Risiko für allgemeine (systemische) und örtliche (lokale) Nebenwirkungen einher. Schwerere systemische Nebenwirkungen waren bei SCIT häufiger, insgesamt jedoch relativ selten.
Aussagen zur Wirtschaftlichkeit waren nur eingeschränkt möglich. Dem Autorenteam zufolge sind mehr Daten erforderlich, um weitere Informationen etwa zu langfristigen Auswirkungen und Wirtschaftlichkeit der Hyposensibilisierung zu erhalten.
Quelle:
Dhami, S., et al. Allergen immunotherapy for allergic asthma: A systematic review and meta-analysis. In: Allergy 2017; 72(12): 1825-1848